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Berlin: Pässe in die DDR

Ein Abend zur deutsch-deutschen Fußballgeschichte

Die Flucht war einfach. Im November 1983, vor dem Europapokalspiel bei FK Partizan Belgrad, sind Falko und er in die westdeutsche Botschaft rein. Fertig.

Falko, das ist Hertha-Trainer Falko Götz. Und der Mann, der vor 50 Zuhörern im Prenzlauer-Berg-Museum hinterm Mikro sitzt, ist Dirk Schlegel. Früher Fussballer beim DDR-Rekordmeister BFC Dynamo, heute Amateurcoach bei Hertha. Die Veranstaltung am Montagabend lief im Rahmen der Ausstellung „Doppelpässe“, die deutsch-deutsche Fußballgeschichte dokumentiert.

Vier ehemalige Profikicker sitzen im Kreis und erinnern sich, wie man als Leistungssportler im Osten lebte. Ganz angenehm, sagt Frank Vogel, Ex-Oberligaspieler beim 1. FC Union. Wer von Berufs wegen Fußball spielte, wurde vom System gut behandelt. „Ich hatte meinen geregelten Arbeitsalltag, das war gut organisiert“. Mehr brauchte ein „junger Mann, der nur Fußball im Kopf hatte“, nicht. „Für Fluchtgedanken ging es mir einfach nicht schlecht genug.“ Allerdings hätte er auch gar keine Möglichkeit gehabt – denn der 1. FC Union wurde nicht zu Spielen in den Westen gelassen.

Der prominenteste Gast des Abends heißt Andreas Thom. Herthas Co-Trainer, als Spieler 1992 Vize-Europameister unter Berti Vogts. Und in den 80ern Stürmer beim BFC Dynamo – dem Serienmeister mit engen Kontakten zur Staatssicherheit. Thom schaut heute ganz ernst. Bis es um 1988 geht: Als Thom erzählt, wie Dynamo zu Hause Werder Bremen 3:0 vom Platz fegte, leuchten seine Augen. Das Rückspiel im Westen ging weniger gut aus, da gewann Werder 5:0.

Aber immerhin, das gibt Andreas Thom heute gerne zu, hat er damals die Gelegenheit genutzt, heimlich Ostgeld in D-Mark zu tauschen. Um sich davon einen Videorekorder zu kaufen. sel

Die Ausstellung in der Prenzlauer Allee 227 ist bis zum 24. September dienstags bis sonntags 10-18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr.

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