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Pandemie: Wer jetzt Grippe hat, hat Schweinegrippe

Nach dem ersten Todesfall eines Schweinegrippe-Patienten in Berlin warnen Experten vor Panik – raten aber zur Impfung. Sicher sei: Wer zurzeit eine Grippe hat, hat die Schweinegrippe. Die normale, saisonale Grippe sei noch nicht aufgetreten. Derweil steht das Krisenmanagement des Senats in der Kritik.

Berlin - Nach dem ersten Todesfall eines Schweinegrippe-Patienten haben Senat und Ärztekammer vor Panik gewarnt. Alle Experten hätten schwerere Verläufe und Todesfälle in der Grippesaison vorausgesagt. Deshalb sei „Gelassenheit, aber keine Nachlässigkeit“ bei der Impfung der Bevölkerung gefordert, sagte eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag in Berlin. Sicher sei aber: Wer zurzeit eine Grippe hat, hat die Schweinegrippe. Die normale, saisonale Grippe sei noch nicht aufgetreten. An der Schweinegrippe sind in Berlin offiziell bislang 1060 Personen erkrankt, deutschlandweit sind es mehr als 30 000. Neun Patienten sind bislang gestorben.

Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des 44-jährigen Berliner Patienten und seiner Infektion mit der Schweinegrippe gibt, soll die Obduktion klären. Nach der Meldung des ersten Todesfalles kippt offenbar die Stimmung in der Bevölkerung: Besorgte Anrufer ließen am Donnerstag die Telefone bei den Gesundheitsressorts von Senat und Bezirken heiß laufen. In Brandenburg brach die Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung mit Informationen zu Impfpraxen mehrfach zusammen.

In Berlin rügten Ärztekammer und Opposition das Krisenmanagement des Senats. Wegen der Überlastung der Gesundheitsämter klappe die vorgezogene Impfung von Ärzten und anderem Schlüsselpersonal nicht wie geplant. Die niedergelassenen Ärzte kritisierten den Pandemieplan der Gesundheitsverwaltung. Die Impfaktion sei „dilettantisch“ und „bürokratisch“ organisiert, heißt es. Die Senatsverwaltung für Gesundheit weist die Kritik zurück und will bei ihren Plänen bleiben: Erst am Montag wird die Liste der bisher rund 100 Berliner Ärzte durch Hotlines und im Internet verbreitet, die bereits einen Vertrag mit dem Senat abschlossen und deshalb impfen dürfen. Die Gesundheitsämter werden sich nur eingeschränkt an der Impfung beteiligen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte davor, die Schweinegrippe zu unterschätzen. Eine Impfung sei immer noch der beste Schutz, erklärte WHO-Sonderberater Keiji Fukuda in Genf. Die Schweinegrippe sei „ das dominante Grippevirus in allen Ländern geworden“. Die besonders schweren Erkrankungen und Todesfälle durch die Schweinegrippe seien vor allem bei unter 50-Jährigen aufgetreten. Dies stehe in starkem Widerspruch zu den normalen Grippewellen, bei denen die schweren Fälle zu 90 Prozent bei über 65-Jährigen auftreten. An der saisonalen Grippe sterben in Deutschland jährlich mehrere tausend Menschen. Auch das RKI riet eindringlich zum Impfen auf, da der rasche Anstieg der Fallzahlen deutlich früher sei als bei der saisonalen Grippe. Besonders Schwangere und Personen, die bereits unter Krankheiten leiden, seien gefährdet.    

In Berlin sind nach Angaben des Senats bisher rund 160 000 der zwei Millionen bestellten Dosen Impfstoff angekommen. Einen Engpass gebe es nicht. Niedersachsen dagegen hat große Probleme mit dem Nachschub des Impfstoffes. Viele Patienten, die sich immunisieren lassen wollen, müssen sich dort bei Arztpraxen auf Wartelisten setzen lassen.

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