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Pankow: Suiten in Honeckers Gästehaus

Seit 15 Jahren verfällt das DDR-Gebäude neben dem Schloss in Pankow. Jetzt haben Franken zugegriffen – und bauen es für zehn Millionen Euro um.

Das Schloss in Niederschönhausen strahlt im neuen Glanze alter Schönheit. Das Haus neben dem früheren Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und späteren Gästehaus der Regierung bietet dagegen seit 15 Jahren einen trostlosen Anblick. Doch das soll sich nun ändern. Das vierstöckige Gebäude am Ende der Tschaikowskistraße wurde verkauft, hier entstehen 40 Eigentumswohnungen. Pankow hat eine attraktive Wohnanlage mehr. „Ich bin sehr froh darüber, dass das jetzt endlich nach mehreren vergeblichen Versuchen klappt, und sehe voller Zuversicht dem neuen Ensemble entgegen – lieber spät als gar nicht“, sagt Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD).

Seit 1995 ist der äußerlich schmucklose Stahlbetonskelettbau, den die DDR im Jahre 1965 für die Entourage der Staatschefs hatte bauen lassen, verwaist. Nach der Wende konnte jedermann in das einst streng abgeschirmte Haus gehen und sich im Ambiente gehobenen DDR-Standards in einem Restaurant fürstlich bewirten lassen. Die oberen Geschosse beherbergten ein Hotel, es gab Sitzungssäle, Konferenzräume und einen Kinosaal. Auch an diesem Repräsentationsbau hatte die DDR an nichts gespart. Wichtige Künstler waren für die Gestaltung zuständig, so Metallbildhauer Fritz Kühn, der Glasgestalter Richard Wilhelm und der Maler Walter Womacka, dessen Fries mit Friedenstauben rund um die Weltkugel den Charakter der Politik der DDR symbolisieren sollte. „Erde, Wasser, Feuer, Luft“ ist das Thema eines Keramikwandbildes des Künstlers. Doch das Haus mit seiner holzgetäfelten Innenausstattung verfällt systematisch seit 15 Jahren, da sich der Bund, dem es gehört, als Betreiber eines Berliner Hotels und einer Gaststätte offenbar überfordert fühlte, während das benachbarte Schloss als Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten renoviert wurde. Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Hier das Barockschlösschen, in dem zuletzt Michael Gorbatschow, Beatrix, die Königin der Niederlande, Frankreichs Präsident Mitterand und zuvor Indira Gandhi, Fidel Castro und viele andere Staatschefs als DDR-Gäste gewohnt hatten, und keine hundert Meter entfernt ein hilflos dem Vandalismus preisgegebenes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das nun einen neuen Eigentümer gefunden hat, der mit Sorgfalt zu Werke gehen will.

„Wir haben das Haus für viel Geld gekauft, werden es sanieren und für etwa 40 Eigentumswohnungen umbauen“, sagt Erik Rossnagel, Geschäftsführer der Nürnberger Grundstücksentwicklungsgesellschaft Terraplan. In einem Jahr soll der Bau mit einer Investitionssumme von etwa zehn Millionen Euro beginnen, im Sommer 2012 fertig sein. Die Wohnungen sind zwischen 50 und 150 Quadratmeter groß, jeder Quadratmeter einer Eigentumswohnung wird etwa 3500 Euro kosten. Das Potsdamer Architektenbüro van Geisten und Marfels plant den Umbau – die Besonderheiten des Hauses sollen erhalten bleiben, seine Geschichte kenntlich gemacht werden. „Wir sind dabei, unsere Ideen mit dem Bezirksamt, insbesondere mit den Denkmalschützern abzustimmen“, sagt Erik Rossnagel und lobt die gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Ämtern des Bezirks.

Die hat sich schon bei einem weitaus größeren Projekt bewährt: Terraplan verwandelt bis zum Jahresende die lange Zeit verwaiste, an der Pankower Mühlenstraße unübersehbare Alte Mälzerei in 140 Suiten, Lofts und Kuppelmaisonetten. Unter den beim Patentamt angemeldeten Markennamen „Hesperidenhöfe“, „Floratürme“, „Minervasuiten“ und „Pomonagärten“ wurden die alten Tennen zu Wohnungen mit Deckenhöhen von bis zu acht Metern umgenutzt. 40 Millionen Euro investieren die Nürnberger in das Projekt, im Dezember soll die Sanierung beendet sein, der Richtkranz steigt Ende Februar hoch – sämtliche 140 Wohnungen sind verkauft. Lothar Heinke

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