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Berlin: Parallelwelt

Vor einer Woche hätten die Berliner ein solches Geschehen für unmöglich gehalten: Zehn Männer stürmen eine Hauptschule in Charlottenburg und schlagen einen Schüler krankenhausreif – und zehn Tage lang erfährt die Stadt nichts davon. Einfach unvorstellbar?

Vor einer Woche hätten die Berliner ein solches Geschehen für unmöglich gehalten: Zehn Männer stürmen eine Hauptschule in Charlottenburg und schlagen einen Schüler krankenhausreif – und zehn Tage lang erfährt die Stadt nichts davon. Einfach unvorstellbar? Offenbar nur für die entsetzte Stadt. Ist Nachrichtenunterdrückung dafür der Grund oder gar Vertuschungsabsicht? Nichts von alledem; die Erklärung ist offenbar simpler – aber mitnichten beruhigender. Wir reden über drohende Parallelgesellschaften? In der Verwaltung scheint es sie längst zu geben. Die Beamten des Polizeiabschnitts in Charlottenburg hielten den Überfall für nicht ungewöhnlich; für keinen Grund jedenfalls, den Vorgang der Pressestelle mitzuteilen. Und Schulsenator Klaus Böger musste nach dem Hilferuf der Rütli-Schule zum zweiten Mal innerhalb einer Woche aus dieser Zeitung erfahren, was in den von ihm verantworteten Schulen dieser Stadt passiert. Seine Verwaltung hat den Charlottenburger Fall zwar ebenfalls zur Kenntnis genommen, aber für nicht so brisant gehalten, dass der Senator darüber informiert werden müsste. Etwa darum, weil es jeden Tag passiert? Das fragt sich der erschreckte Berliner. Eines erklärt sich zumindest: Niemanden braucht zu wundern, warum jetzt gleich mehrere Hauptschulen mit ihren Problemen an die Öffentlichkeit gehen.

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