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Pariser Platz: Die US-Botschaft zieht am Wochenende um

Nach dreieinhalbjähriger Bauzeit ist das Gebäude am Brandenburger Tor fertig. Bereits am Dienstag arbeitet der US-Botschafter in seinem neuen Büro. Gefeiert wird aber erst Anfang Juli.

William R. Timken sitzt auf gepackten Kisten. Am kommenden Wochenende werden Möbelpacker anrücken, in seinem Büro an der Neustädtischen Kirchstraße in Mitte alles zusammenräumen und einige hundert Meter weiter wieder auspacken. Am kommenden Dienstag wird der US-Botschafter zum ersten Mal in seinem neuen Büro am Brandenburger Tor arbeiten – dann ist die Mission der Vereinigten Staaten nach über 60 Jahren wieder dort angekommen, wo sie vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Platz hatte.

Botschafter Timken bezeichnet infolgedessen die nächsten Tage als „historisch in den Beziehungen zwischen den USA und Deutschland“, schließlich finde keine gewöhnliche Schlüsselübergabe statt. „Hier wird Geschichte geschrieben“, sagt Timken. Mit dem Botschafter ziehen auch fast alle Abteilungen an den neuen Standort am Pariser Platz. Das Konsulat wird aber weiterhin und auf lange Zeit in Dahlem bleiben; die USA haben kürzlich das Gebäude an der Clayallee vom Bund gekauft.

Die neue Botschaft soll in einer Woche voll funktionstüchtig sein. Der Umzug ist günstig gelegt: Am Montag ist Memorial Day und wegen dieses Feiertags haben die Möbelpacker etwas mehr Zeit, alles an seinen Platz zu rücken.

Gefeiert wird aber erst am 4. und 5. Juli. Zunächst wird Timken den ehemaligen US-Präsidenten George Bush senior begrüßen und danach Bundeskanzlerin Angela Merkel. Beide werden dann zu der Festgemeinde von rund 4500 Gästen auf dem Pariser Platz sprechen. Teilnehmen darf nur, wer offiziell eingeladen ist und in die Botschaft kommen wegen der eingeschränkten Platzkapazititäten nur ausgesuchte Gäste. Das Konzerthausorchester und die Jazzband der US-Streitkräfte in Deutschland werden auf dem Platz spielen. Spätabends ist ein großes Feuerwerk geplant.

Am Tag darauf ist ein Volksfest rund ums Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni vorgesehen, mit einem Aufritt unter anderem von Jocelyn B. Smith. Einen Tag der offenen Tür wird es wegen der hohen Sicherheitsauflagen voraussichtlich nicht geben.

Mit dem zweitägigen Fest wollen die Amerikaner nicht nur die neue Botschaft und ihren Nationalfeiertag begehen, sondern auch, so Timken, den 60. Jahrestag des Beginns der Berliner Luftbrücke. Dazu wird auch Rosinenbomber-Pilot Gail Halvorsen eingeflogen. „Wir leben in einer historischen Zeit und wollen deshalb ein historisches Fest feiern“, sagt Timken.

Die neue Botschaft nach den Entwürfen des kalifornischen Büros Moore Ruble Yudell musste immer wieder umgeplant werden. Ursprünglich sollte der Neubau 180 Millionen US-Dollar kosten, der Kongress strich die Baukosten jedoch auf 130 Millionen Dollar (rund 83 Millionen Euro) zusammen. So musste unter anderem auf den Bau eines Kellers verzichtet werden, damit gleichzeitig die Sicherheitsstandards, die die Amerikaner für den Neubau festlegten, weiterhin eingehalten werden konnten.

Architekt John Ruble ist dennoch froh, dass sein Büro den Zuschlag bekommen hat: „Wir sind nun im Zentrum der deutschen Hauptstadt präsent“, sagt er. Bisher hatte er städteplanerische Konzepte für das Neubaugebiet Karow-Nord in Weißensee oder das Kirchsteigfeld in Potsdam entworfen.

Den denkmalgeschützten Bau in der Neustädtischen Kirchstraße wird US-Botschafter Timken schon bald an den Bund zurückgeben. Bisher war die USA Mieter. Das 1886/87 als „Warenhaus für Armee und Marine“ errichtete Gebäude diente schon in der DDR als US-Botschaft.

Nach dem Umzug von Bundesregierung und Bundestag zog die Botschaft in das Gebäude, weil sich der Neubau am Pariser Platz nicht zuletzt wegen der sich immer wieder in die Länge ziehenden Debatten um die Sicherheit am neuen Standort verzögerte. Welche Pläne der Bund mit dem Gebäude hat, ist noch nicht klar.

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