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Gemütlich pausieren. Die neue Parkletzone an der Bergmannstraße.

© Kitty Kleist-Heinrich

"Parklets" in der Bergmannstraße: Kreuzbergs neue Begegnungstestzone

Die "Parklets" in der Bergmannstraße laden trotz milderer Temperaturen noch nicht so recht zum Verweilen ein. Einige freuen sich, andere sind skeptisch. Ein Ortstermin.

Eine Sektflasche steht neben einer Bank, auf dem Boden liegt zerknülltes Papier, Luftschlangen und Verpackungsmüll. Hat hier jemand etwas gefeiert? Das Parklet als neue Partyzone? Davor hatte Anwohnerin Kathrin Diemer schon bei der Einweihung der neuen Bänke auf der Bergmannstraße vor gut zwei Wochen gewarnt: „Wir wollen hier keine zweite Admiralbrücke.“ Nun, wo die ersten Krokusse sprießen, Vögel zwitschern und die Temperaturen am Tag – bei Sonne sogar teilweise deutlich! – über 0 Grad steigen, sind erste Gebrauchsspuren auf den sogenannten Parklets zu sehen. Die Ausbuchtungen mit Holzbänken, Hockern und Tischen sollen den Raum für Fußgänger erweitern und zum Verweilen einladen. „Wir wollen Berlin schöner, lebenswerter und klimafreundlicher machen“, hatte Verkehrssenatorin Regine Günther bei der Einweihung gesagt. „Und die Parklets dienen der sozialen Begegnung.“

Am Sonnabendvormittag sind zumindest erste, zarte Begegnungen zu sehen. Drei Erwachsene mit kleinen Kindern haben es sich rund um einen Stehtisch bequem gemacht, ihre Picknickutensilien ausgebreitet. Zwei Männer haben sich unabhängig voneinander zum Telefonieren auf den Bänken niedergelassen, einer lässig die Füße auf den Tisch gelegt. Sie sehen entspannt aus, und das trotz sechs Grad Celsius. Scheinbar Wärme genug für die nach dem Winter kälteerprobten Berliner. Am Dienstag war schließlich Frühlingsanfang!

Problemfall Müll. Die eine Abfallbox wird wohl nicht ausreichen.
Problemfall Müll. Die eine Abfallbox wird wohl nicht ausreichen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Die zwei Parklets sind Teil der ersten Testphase der zukünftigen Begegnungszone Bergmannstraße. In den nächsten Monaten können Anwohner die Parklets bewerten und Anregungen geben unter der Mailadresse weitergehen@senUVK.berlin.de. Diese sollen in die Planung der einjährigen Testphase einfließen, die im Herbst dieses Jahres startet. Eine allgemeine Unzufriedenheit wie in der Schöneberger Maaßenstraße soll verhindert werden.

Ein Vater freut sich: "Für mich und die Kinder ist das toll."

Die Menschen sitzen mit dem Rücken zur Straße. Ein Auto fährt mit lauter, dröhnender Musik vorbei. Ob das stört? „Nein, wir wohnen in der Stadt, da ist es eben laut“, sagt einer der Väter, der gerade mit seinem kleinen Sohn am Stehtisch eine Pause gemacht und ihm etwas zu Essen gegeben hat. „Wir sind jeden Samstag mit Freunden und unseren Kindern hier – die Parklets sind dafür toll.“ Hinter dem Parklet an der Ecke Nostizstraße befindet sich der Laden „Ararat“. Hier gibt es Postkarten, Papeterie und weiteres für den Kunst- und Geschenkebedarf. Eine der Verkäuferinnen findet, dass sich die beiden Parklets gut in das Straßenbild einfügen. Dennoch ist sie gegen eine Begegnungszone in der Bergmannstraße. „Begegnung haben wir hier von ganz allein“, sagt sie, „da hätten andere Straßen dieses Konzept nötiger gehabt.“

Der Müll könnte zum Problem werden, befürchten manche

Sie hat zudem kein Verständnis für die Kosten des Modellprojektes. „Wenn das Konzept noch einmal komplett verändert wird, finde ich das reine Geldverschwendung.“ Ein Parklet kostet bisher 50 000 Euro. Und auch sie glaubt, dass der Müll zum Problem werden könnte. „Das ist durch den kleinen weißen Mülleimer noch nicht gelöst“, sagt sie. Auffällig ist: Das Parklet auf dieser Seite ist schon ziemlich vermüllt, das auf der gegenüberliegenden sieht noch eher ungenutzt aus.

Nette Einladung - auch mit Blindenschrift: tafel an einer Parklet-Bank
Nette Einladung - auch mit Blindenschrift: tafel an einer Parklet-Bank

© Kitty Kleist-Heinrich

Gegenüber schauen sich zwei junge Männer interessiert um, fotografieren ein Schild, das die Passanten dazu auffordert, die Parklets zu bewerten. „Wir finden das super und wollen versuchen, dass so etwas auch am Mehringdamm entsteht“, sagt einer der beiden. Zwei Fußgänger laufen vorbei, es fallen die Worte „Begegnungszone“ und „Schöneberg“. Berlins erste Begegnungszone in der Maaßenstraße hatte selbst Berlins Regierender Michael Müller (SPD) im vergangenen Jahr für misslungen erklärt.

Direkt hinter dem Parklet befindet sich das mexikanische Restaurant „Lupita“. Einer der Kellner hofft, dass sich das Parklet vor der Tür positiv auf das Geschäft auswirkt. „Die Leute setzen sich und bestellen hier vielleicht“, sagt er. Er findet es okay, dass etwas für die Fußgänger getan wird. „Als Anfang sind die Parklets schon mal gut“, sagt er, sieht allerdings auch einen Nachteil: „Wir haben zwei Parkplätze verloren, das kann auch negativ sein.“

Parklets sollen einmal die ganze Bergmannstraße säumen, hat Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Grüne) bei der Einweihung gesagt. Ab Mitte April werden Fragebogen verteilt.

Anna Ehlebracht

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