zum Hauptinhalt

Parkstreit in Berlin: Im Ottopark sollen Bäume fallen

Berlin und seine Parks. Sie werden renoviert und dann beschmiert. Vor allem im Park am Gleisdreieck ist das zu beobachten. Jetzt wird um einen anderen Park gestritten.

Der Park am Gleisdreieck wurde vor wenigen Monaten feierlich eröffnet. Doch schon kurze Zeit später zieren nicht nur neue Bänke das Bild, sondern auch Schmiererein. Berlin diskutiert über seine Parks. Jetzt stehen wieder zwei Parks im Mittelpunkt. Der Ottopark und Kleiner Tiergarten ist nicht völlig verwahrlost, aber auch nicht schön. Das soll sich jetzt ändern – auch mithilfe von Motorsägen. Doch die Anwohner in Moabit sind nicht begeistert und protestieren nun gegen die geplante Umgestaltung. Demnächst soll die Umgestaltung zwischen Alt-Moabit, Turmstraße und Thusneldaallee beginnen. Dass dafür allein im westlichen Teil 100 von 300 Bäumen gefällt werden sollen, brachte manche Anwohner auf. Moabit habe jedes Grün nötig, meinten sie, zumal in einer Vorab-Info des Landschaftsarchitekturbüros Latz und Partner von „vorsichtigem Zurücknehmen des Baumbestandes“ und „behutsamer Umgestaltung des dichten Gehölzrandes“ die Rede war.

Nachdem mehr als 2000 Protest-Unterschriften gesammelt worden waren, beschlossen die Bezirksverordneten ein Moratorium bis Dezember. Am Montag habe das Bezirksamt Mitte entschieden, Kritikern bei Begehungen „baubegleitende Erläuterungen“ der Umgestaltung anzubieten, sagte Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Für die Arbeiten, die kommendes Frühjahr starten, sei sogar ein Runder Tisch mit den Bürgerinitiativen geplant.

Zunächst hatte die Bürgerinitiative „Silberahorn“ gegen die Abholzpläne protestiert, im August meldete sich ein weiteres Bündnis zu Wort. Dessen Forderung: geplante Sport- und Spielmöglichkeiten im Ottopark nur auf vorhandenen Freiflächen zu errichten sowie auf eine Liegewiese zu verzichten. In Zeiten des Klimawandels seien Schattenspender gefragt und keine Sonnenbadestellen, sagte Karl Amannsberger von der neuen Initiative.

Lesen Sie auf Seite 2, warum viel Geld auf dem Spiel steht.

Baustadtrat Ephraim Gothe hatte zuvor gesagt, das Planungsverfahren sei mit „größter vorstellbarer Bürgerbeteiligung“ abgelaufen. Die Bezirksverordneten hätten es diskutiert, bei „mindestens vier Begehungen“ seien die Bäume angeschaut worden, schließlich habe sich auch der Umweltausschuss geschlossen für die geplante Variante ausgesprochen. Der Siegerentwurf sei aus einem Wettbewerb mit 16 Konkurrenten hervorgegangen.

Nach Auskunft von Gothe ist die Grünanlage – ebenso wie der Große Tiergarten – in den Nachkriegsjahren bepflanzt worden. Zur Überalterung der Bäume komme, dass viele in engen Dreiergruppen gepflanzt worden seien und sich nun gegenseitig störten: Man wolle nun die kräftigsten Bäume erhalten.

Im Stadtplanungsamt verweist man auf das Baumgutachten, das ein Sachverständiger auch mit Bürgern diskutiert habe. Nachdem Anwohner aus der „Stadtteilvertretung Moabit“ eine Liste mit 25 unbedingt erhaltenswerten Bäumen vorgelegt hätten, habe man 16 davon von der Fällliste genommen. Angelika Adner von der Stadtteilvertretung bestätigt die umfassende Bürgerbeteiligung und die Zustimmung ihrer Mitstreiter zu den Plänen. Auch sie findet, dass viele Bäume „dicht an dicht wie Spargelstangen“ stünden und „die Leute ein großes Bedürfnis nach Licht und Luft statt nach dem jetzigen Dickicht“ hätten. Der aktuelle Protest komme nach ihrem Eindruck von Leuten, die sich erst spät mit dem Thema befasst hätten: „Aber um fünf vor zwölf sollte man nicht noch mal alles über den Haufen werfen.“

Das Bezirksamt warnte, dass bei Verzögerungen Fördergeld verloren gehe. Laut Stadtplanungsamt stehen Zuschüsse von Bund und Land bis 2015 zur Verfügung. Insgesamt sollen 4,6 Millionen Euro investiert werden, jeweils die Hälfte westlich und östlich der Stromstraße. Begonnen wird im Westen mit dem Ottopark. Dass mit dem düster wirkenden Park überhaupt etwas passiert, wollen auch die Kritiker.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false