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Berlin: Parodie des Grauens

Regisseur David Zucker stellte mit „Scary Movie 4“ sein neuestes Werk der Brachialkomik vor

Auch so ein Verlauf der Geschichte wäre vorstellbar: Der US-Präsident lauscht gerade in einer Schule einem vorlesenden Mädchen, da wird ihm die furchtbare Nachricht zugeflüstert. „Wir werden angegriffen.“ Mordlüsterne Eindringlinge, Aliens in diesem Fall, verwüsten die Städte, er aber wehrt ab, er wolle erst die Geschichte von der Ente hören.

Damit sind wir mitten in der unglaublichen Welt von David Zucker und dem verrückten „Scary Movie 4“. Und zugleich in der Szenerie von Spielbergs „Krieg der Welten“, vor allem aber in der Schule, wo George W. Bush am 11. September vom Schrecken in Manhattan erfuhr. Alles greift ineinander, wird zur schrägen Parodie, fragt sich nur: Darf man darüber lachen? Tun es die Leute auch?

Für den Regisseur ist das längst beantwortet: Ja, man darf. Und ja, sie haben drüben in Amerika sehr gelacht, versicherte er gestern beim Interview-Marathon im Regent-Hotel am Gendarmenmarkt, verrät auch, dass er durch diesen Tag des Schreckens vom Demokraten zum Republikaner wurde. Für ein paar Tage ist er mit Hauptdarstellerin Anna Faris und ihrer Kollegin Carmen Electra nach Berlin gekommen, um über den Film zu sprechen. Zu sehen ist „Scary Movie 4“ ab Donnerstag, in den USA hatte er gerade 40,2 Millionen Dollar eingespielt, das beste Ergebnis eines Starts zu Ostern.

Bei solcher Dauerfragerei liebt es jeder bequem, so ließ Zucker sich beim tête-à-tête in der Interviewsuite gerne in den Ohrensessel fallen, ein eher nüchterner und präziser als vor Humor überbordender Gesprächspartner. Nein, Einwände gegen die Schulepisode habe es nicht gegeben, es sei doch eine fast ikonenhafte Szene, hoch geeignet für die Persiflage. Den Anschlag selbst würde er nie in einem Film veralbern: „Das ist zu nahe an der tragischen Wirklichkeit.“ Auch einen Film wie „Schindlers Liste“ würde er nie verulken. Der Holocaust und die Parodie – das geht nicht. Aber die Angriffe der Aliens in „Krieg der Welten“ – kein Problem: „Niemand wird das mit der Wirklichkeit verwechseln.“

Wie viele Filme er sich diesmal vorgeknöpft hat, vermag Zucker auf Anhieb nicht zu sagen. Zwei sind es in der Hauptsache, „Krieg der Welten“ eben und „The Grudge“. Beides Blockbuster, dazu kamen Filme wie „Brokeback Mountain“ und „Million Dollar Baby“, keine Kassenknüller, aber es wurde viel darüber gesprochen. „King Kong“ dagegen erfüllte weder die eine noch die andere Bedingung und flog aus der Liste der „Scary Movie 4“-Vorlagen wieder raus, überlebte nur noch auf dem Plakat.

Muss man alle Vorlagen kennen, um über einen Zucker-Film wie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs Stone“, „Die nackte Kanone“ oder eben „Scary Movie“ lachen zu können? „Es ist hilfreich, nicht notwendig.“ Mit den verulkten Kollegen hat Zucker keine Probleme. Spielberg sei oft zu Premieren gekommen und habe die Parodien sehr gelobt, da werde es diesmal nicht anders sein. Was Tom Cruise aber sagen wird? Zucker hat keine Ahnung, gibt zu bedenken, dass Cruise in seinem Auftritt bei Oprah Winfrey, als er exaltiert die Liebe zu Katie Holmes herausposaunte, bereits 90 Prozent der Schlussszene von „Scary Movie 4“ geliefert habe. Sie musste nur noch zugespitzt werden.

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