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Berlin: Parteifreunde unter sich

In der Südwest-CDU ging es bei der Kür des Kreisvorsitzenden zur Sache. Michael Braun zeigte mehr Angriffsfreude und löste Jean Angelov ab

Die CDU von Steglitz-Zehlendorf ist zwar nicht der stärkste Kreisverband der Partei in Berlin. Aber einen Rekord können die Parteifreunde der Südwest-CDU für sich in Anspruch nehmen: Auf keine andere der laufenden Vorstandswahlen in den Kreisverbänden passt das Wort Kampfkandidatur so gut wie auf die Bewerbung des Abgeordneten Michael Braun. Er hat am Freitagabend den bisherigen Kreisvorsitzenden Jean Angelov entmachtet.

Entmachtet, nicht bloß abgelöst: So muss man das nennen, wenn zuvor die Delegierten in Wortgefechten am Rande der Beleidigung für ihre Kandidaten gestritten haben. Dabei war zunächst kaum zu erkennen, wo die großen Unterschiede zwischen Angelov und Braun liegen sollen. Vor allem im Anspruch: Braun ist der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, einer ihrer stellvertretenden Vorsitzenden und Chef des Tempodrom-Untersuchungsausschusses. Mit rauer Stimme hatte er den 122 Delegierten versprochen, die Südwest-CDU kampagnefähig zu machen. Er wolle eine „fröhliche, demaskierende, aggressive Opposition“, sagte er. Der Senat chaotisiere die Hortbetreuung, die Politik der rot-roten Koalition zeige in der Schulpolitik dieselben Merkmale wie beim Bau des Flughafens Schönefeld – „ideologische Enge und handwerkliche Unfähigkeit“. Braun versprach den Parteifreunden aus Steglitz-Zehlendorf, sich um die Belange des Bezirks von der Freien Universität bis zum Engagement für Alte zu kümmern, vor allem aber, dem Kreisverband mehr Geltung zu verschaffen.

Gerade das dürften ihm viele abgenommen haben, und nicht bloß, weil er unter den CDU-Abgeordneten zu den bekannteren gehört. Steglitz-Zehlendorf hat nur ein paar Dutzend Mitglieder weniger als der größte CDU-Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf, doch viel weniger Gewicht in der Berliner CDU. 2293 Parteifreunde – das bedeutet 49 von insgesamt 312 Delegierten für den Landesparteitag im Mai, bei dem es um die Zukunft Joachim Zellers und die Suche nach einem Spitzenkandidaten gehen wird. Die CDU Steglitz-Zehlendorf versteht sich, fast mehr noch als der stärkste Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf, als Hort, wenn nicht als Bastion des Bürgerlichen in der Berliner Politik. Davon war in der Landespolitik nichts zu merken, und das legte nicht nur Braun seinem Vorgänger Jean Angelov zur Last.

Der 38 Jahre alte Angestellte der CDU-Bundesgeschäftsstelle hatte in seiner Bewerbungsrede vor allem über seine Neigung zum Integrieren gesprochen. „Nur wer brennt, kann andere anstecken“, sagte er, doch wofür er brannte, war nicht recht zu sehen. Dann sprach er von den vielen Freunden, die ihn im Vorstand stützen sollten – und mancher dachte, da wolle einer seine Macht absichern, indem er sie fein aufteilt. Bevor Braun gewählt war, hörte Angelov noch, er habe die Südwest-CDU in die Bedeutungslosigkeit geführt, seine Vorstandssitzungen seien endlose Palaver gewesen, es verbiete sich, mit ihm das Wort „ehrlich“ in Verbindung zu bringen und Ähnliches mehr. Angelov nahm es mit Gelassenheit. Jetzt hätten mal die anderen die Nase vorn, sagte er nach der Niederlage mit 49 gegen 70 Stimmen. Immerhin ging diese Wahl, anders als viele in früheren Jahren, ohne juristische Eingriffe vonstatten.

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