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PARTY Gänger: Goya

Das Gute am Goya: Man kann es nicht übersehen. Über den Nollendorfplatz legt sich die Dunkelheit der Nacht, Berlin macht es sich unter der Bettdecke gemütlich.

Das Gute am Goya: Man kann es nicht übersehen. Über den Nollendorfplatz legt sich die Dunkelheit der Nacht, Berlin macht es sich unter der Bettdecke gemütlich. Nur das Goya will noch nicht schlafen gehen – wie ein trotziges Kind, das sich von den Eltern nicht hinlegen lässt. Es ist hell erleuchtet und oben, über dem Eingang, zwinkert es einem mit seinem Schriftzug verheißungsvoll zu: Komm her, denn bei mir kannst du was erleben, bei mir bist du nicht allein.

Dass sich das Goya von den vielen Clubs und Diskotheken der Stadt unterscheidet, liegt nicht nur an seiner eleganten Erscheinung, sondern vermutlich auch an seiner wechselhaften Geschichte. Nirgendwo sonst liegen Pomp und Pleite so nah beieinander wie im Goya. In großem Stil wird hier gefeiert oder geflucht. Zuletzt, als der Gastronom Peter Glückstein vor fünf Jahren den Laden für mehrere Millionen Euro sanieren ließ und zur Finanzierung des Vorhabens Aktien verkaufte. Eine halbes Jahr nach der spektakulären Eröffnung folgte die noch spektakulärere Insolvenz. Zu wenig Besucher, zu wenig Umsatz, zu viele Kosten. Seit kurzem versucht Betreiber Bork Melm, das Goya wiederzubeleben – die Münchener Treugast GmbH hatte das im Sommer eingestellt.

An diesem Abend steht „Ü 30“ auf dem Programm, ein Kürzel, das den Gästen eine gewisse Sicherheit vermitteln soll: Hier werden sie nicht von Partyfrischlingen gestört, hier sind sie unter sich, unter ihresgleichen. Die ersten feinen Linien um die Augen, den kleinen Ansatz über dem Hosenbund bemerkt hier niemand. An der Garderobe zupft eine Frau mit blonden Haaren routiniert den Ausschnitt ihres Kleides zurecht: Nur nicht zu viel Haut zeigen, denn das ist den Ausgehanfängern vorbehalten, die glauben, mangelnde Erfahrung mit exzessiver Zurschaustellung physischer Vorzüge wettmachen zu können.

Es ist kurz nach elf und die Tanzfläche zaghaft gefüllt. Wie viele Besucher da sind, lässt sich nur schwer schätzen. In dem großen Raum mit den hohen Decken und den geschwungenen Balustraden verliert sich das Gefühl dafür. An guten Abenden sollen hier knapp 1500 Menschen Platz haben, an schlechten wirken 200 Besucher verloren. Die Stimmung ist noch verhalten, auch wenn der DJ einen zwingenden Mix aus Disco-Klassikern und Chart-Hits spielt. Am Rand stehen drei Männer, die sich an ihrem Bier festhalten und die weiblichen Gäste mustern. Flirtmodus auf Autopilot. Später wird einer mit einer Frau ins Gespräch kommen, um die Mundwinkel ein zufriedenes Grinsen. Die Tanzfläche ist nun gut gefüllt. Auf dem Parkett beben die Körper, an der Decke die Leuchter. Ans Schlafen denkt hier noch niemand. Nana Heymann

Die nächste Ü-30-Party im Goya am Nollendorfplatz 5 ist Sonnabend um 21 Uhr, Eintritt: 10 Euro.

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