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PARTYGÄNGER: Strandgut

Von allen Freiluftbars an der Mühlenstraße ist das Strandgut mit Abstand die schickste. Und die weißeste.

Gegenüber der O2- World hat die Mauer der East-Side-Gallery eine kleine Lücke. Dahinter ist Platz zum Fahrradabstellen, und dann muss man eine Entscheidung treffen: durch die linke Pforte ins „Strandgut“ oder durch die rechte zum „Oststrand“? Wer unschlüssig ist und eine Weile vor den Eingängen stehen bleibt, kann bald schon anhand der getragenen Kleidungsstücke erraten, welcher neu ankommende Strandbar-Gast wohl welche Pforte nimmt. Kurze Khakihose? Links. Schlabberlook? Eher rechts. Weißes Hemd? Ganz sicher links.

Von allen Freiluftbars an der Mühlenstraße ist das Strandgut mit Abstand die schickste. Und die weißeste. Es gibt: riesige weiße Sonnenschirme, weiße Ledersitzgruppen, weiße Matratzen zum Draufkuscheln. Der hingekippte Sand ist auch ziemlich hell, vor allem aber fein und sauber. Nirgendwo liegen Kippen herum, dafür stehen hüfthohe Designer-Aschenbecher am Rand. Im Hintergrund läuft an diesem Abend Trip-Hop, das könnte Portishead sein. Man fühlt sich, als sei man mitten in eine Rafaello-Werbung geraten.

Das Gelände des Strandgut ist überraschend weitläufig. Ungefähr so wie das Kiki Blofeld, flussabwärts am anderen Spree-Ufer, bloß mit wesentlich mehr Liegestühlen und Loungemöbeln. Egal, wie voll es ist, irgendeinen Sitzplatz wird man schon finden. Die begehrtesten sind direkt unten an der flachen Uferböschung zwischen den Bäumen, deren Blätter abends von Scheinwerfern rot angestrahlt werden. Wer hier sitzt, geht so schnell nicht wieder.

Oben an der Theke verkaufen sie Aloha-Brause, Astra-Pils und Schöfferhofer Kaktusfeige, alles recht angesagt gerade, in manchen Kreisen. Die Flasche Prosecco kostet 15 Euro. Ein Mann hat seinen Laptop mitgebracht, das Strandgut bietet kostenloses Wlan, auf die Idee sind andere Bars noch nicht gekommen. Läuft ganz flott, sagt er Mann, im Grunde wie im Café Oberholz, bloß mit Sandkörnern zwischen den Füßen.

Das Strandgut hat im Mai vor zwei Jahren eröffnet, zwischenzeitlich die Fläche stark vergrößert. Es kommen Touristen, die eigentlich bloß die East-Side-Gallery bewundern wollten und sich dann über die Lücke in der Mauer gewundert haben, aber auch viele Berliner. Selbst unter der Woche sind nach Mitternacht noch mehrere hundert Menschen auf dem Gelände. Das DJ-Pult ist am Rand in einer kleinen Bambushütte untergebracht. Nicht weit entfernt funkelt eine überdimensionale, furchteinflößende Diskokugel, wenn die mal runterfällt, gibt es Tote. Eine Frau mit Caipi in der Hand wippt ein bisschen träge im Takt mit dem Kopf hin und her. Zum Tanzen ist es ihr heute zu heiß. Sebastian Leber

Strandgut, Mühlenstraße 61, Friedrichshain, täglich geöffnet ab 10 Uhr, wochentags bis 1, am Wochenende bis 4 Uhr morgens. Infos unter Telefon 484 95 661, www.strandgut-berlin.com

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