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Berlin: Partymachen ist Arbeit

Jörg Hacker organisiert die „European Music Night“

Der Mann hat vier verschiedene Visitenkarten. Für jeden Job eine. Und außerdem unzählige Arbeitsplätze: Sein Schreibtisch steht in einem Souterrainbüro in der Krausnickstraße in Mitte, aber die wichtigsten Geschäfte bahnt Jörg Hacker in den Bars und Clubs Berlins an. Oder bei einem der Italiener, bei denen sich seine Branche trifft.

Jörg Hacker ist Musik-Manager. Er betreut Künstler, vertritt Plattenfirmen, schiebt Projekte an. Um das alles unter einen Hut zu bringen, hat er seine eigene Firma gegründet: Die „Hackercompany“. Heute Abend laden er und zwei Freunde die Größen der Musikbranche ins E-Werk ein. Die „European Music & Media Night“ war letztes Jahr eine der angesagtesten Partys während der Popkomm. „Feiern gehört zu unserem Geschäft“, sagt Hacker. Nicht bloß am Wochenende. Dafür kommt er morgens erst um 11 ins Büro, gerne auch später. Auf den Partys geht es darum, Kontakte zu pflegen, neue Menschen kennenzulernen, Gerüchte aufzuschnappen. Im besten Fall Trends. Nirgendwo in Deutschland sei das leichter als in Berlin, wegen der vielen Musik-, Mode- und Kunstevents. Selbst Einladungen zu Wirtschaftsempfängen nimmt er an.

Jörg Hacker ist 44, trotz seines ungesunden Lebenswandels sieht er zehn Jahre jünger aus. Bevor Hacker sein eigener Chef wurde, arbeitete er lange Zeit für verschiedene Plattenfirmen. Zuletzt für Sony. Unter anderem hat er Popstar „Blümchen“ entdeckt, und er setzte durch, dass 1998 der abgehalfterte NDW-Sänger Joachim Witt unter Vertrag genommen wurde. Dessen Song „Die Flut“ wurde prompt ein Hit.

In der Zeit bei Sony hat Hacker viele Erfahrungen mit internationalen Stars gemacht. Nicht nur gute. So weigerte sich etwa die Hardrock-Band „Korn“ jahrelang, zu Werbeterminen nach Deutschland zu reisen – weil es hier keine Filialen der Fastfood-Kette „Taco Bell“ gibt. Für die Hip-Hoper vom Wu-Tang-Clan musste Hacker Eistee aus den USA importieren. Und Jamiroquai ließ einen Termin mit 100 Leuten platzen, um seinen Marihuana-Rausch auszuschlafen. Hackers aktuelles Sorgenkind ist die Punkband „Towers of London“. Die fünf Musiker stiegen bei Rock am Ring in die Privatlounge des Veranstalters, tranken dessen Champagner aus. Und schafften es anschließend nicht auf die Toilette. Aber insgesamt sind das angenehme Menschen im Musikgeschäft, sagt Hacker. Gerne würde er heute Abend mehr als die 1500 geladenen Gäste ins E-Werk lassen, doch ein bisschen Auswahl muss sein. Klatschspaltenbewohnerin Kader Loth etwa habe über ihr Management anfragen lassen, ob Hacker nicht „vier VIP-Tickets für unsere TV-Ikone“ rausrücken wolle. Wollte er nicht.

Eines seiner jüngeren Projekte heißt „Valicon“. Sein eigenes Plattenlabel, das er zusammen mit den drei Produzenten von „Silbermond“ betreibt. Mit denen ist er befreundet, weil einer sein Studio in derselben Straße hat wie Hacker seinen Schreibtisch. Eine typische Berlingeschichte, findet er.sel

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