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Berlin: Patient schweigt, Therapeut geht

CDU-Fraktion tagt ganz ohne Streit

„Aussprache“ heißt auf den Sitzungsplänen der Fraktionen der Tagesordnungspunkt fürs Aktuelle. Als sich die CDUFraktion am Dienstagnachmittag versammelte, dürfte manchem bang vor der „Aussprache“ gewesen sein. Denn nichts ist in der Berliner CDU so aktuell wie der Führungsstreit, der entbrannt ist, als Christoph Stölzl Ende April auf sein Amt als Landesvorsitzender verzichtete. Alles deutete also auf eine „Aussprache“ hin, die es an Temperament und Vehemenz mit einem verschärften Beziehungsgespräch aufnehmen kann. Stölzl stand persönlich zur Verfügung, um seinen Verzicht auf das Führungsamt zu erklären. Peter Kurth kam, in dem manche den Herausforderer Joachim Zellers sehen. Monika Grütters kam – auch sie halten viele für eine Führungspersönlichkeit, die sich halt mal trauen müsste. Frank Steffel kam, sprach von „Sacharbeit“ und davon, dass er eine „überflüssige Debatte“ nicht weiter nähren wolle. Man erstand bei Sitzungsbeginn beim Mann aus der Kantine Kakao und Cola und Kuchen, die Art von kohlehydrathaltigen Nahrungsmitteln, die man für Energie-Explosionen braucht. Dann begann – die Sacharbeit. Als Christoph Stölzl eine gute halbe Stunde später die Sitzung verließ, um zu einem Termin zu eilen, war die Aussprache ohne Aussprache vorbeigegangen. Stölzl nahm zur Kenntnis, dass sein Amtsverzicht kein Thema war. So erläuterte er dem geneigten Zuhörer noch einmal, dass er sich als „Therapeut“ der Berliner CDU verstanden habe, nun aber nicht mehr glaube, als solcher noch wirken zu können. Die Diagnose stimmt. Nichts zeigt das klarer, als das Schweigen des Patienten mitten in der Krise. wvb.

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