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Berlin: Paukerwechsel: Neuer Landesschulamts-Chef Pieper und Senator Böger verteidigen Lehrer-Umsetzungen

"Unterricht erteilen - das hat Verfassungsrang. Alles andere besitzt nur Verordnungsrang.

"Unterricht erteilen - das hat Verfassungsrang. Alles andere besitzt nur Verordnungsrang." Mit diesem Ausspruch hat Ludger Pieper, der neue Chef des Landesschulamtes, die Prioritäten klar definiert. Für seinen neuen Job hat sich der 51-jährige frühere Leiter des Oberstufenzentrums Versorgungstechnik in Lichtenberg und damalige persönliche Referent von SPD-Schulsenatorin Ingrid Stahmer einiges vorgenommen.

Das Landesschulamt, seit 1995 als Mammut-Personalbehörde zuständig für über 33 000 Lehrer an 1000 Schulen, soll künftig eine "serviceorientierte Einrichtung" werden. Im Zuge der Reduzierung von 23 auf 12 Außenstellen sollen die Schulaufsichtsbeamte zudem "den Kopf frei bekommen für innovative Ideen". Einge davon präsentierten der neue Landesschulamtsleiter und Schulsenator Klaus Böger (SPD) gestern anlässlich des Ferienbeginns.

Zunächst einmal glätteten die Bildungsexperten die Wogen bei der Lehrer-Umsetzungsdiskussion. "Einige tun ja so, als ob eine Laienspielschar aus dem fernen Sibirien kommt", sagte Böger zur Reaktion an einigen West-Schulen. Die 285 nötigen Umsetzungen haben sich zur Hälfte sozusagen von selbst dadurch erledigt, da 720 Lehrer von sich aus baten, an einen anderen Arbeitsplatz wechseln zu dürfen. Die übrigen Pädagogen wüssten bis auf "ein, zwei Prozent bereits über ihren neuen Einsatzort Bescheid", die anderen würden in Kürze informiert. Statistisch gesehen müsse jedes Grundschulkollegium einen Kollegen abgeben und einen aufnehmen, das sei "tägliches Geschäft" auch bei anderen Dienststellen wie etwa Krankenhäusern. "Seit 1995 sind über 10 000 von 34 000 Lehrern gewandert", sagte Pieper: ein Drittel.

Pieper und Böger rechnen in diesem Schuljahr mit rund 1000 Lehrern, die vorzeitig aus Alters- oder Krankheitsgründen den Schuldienst verlassen. Leichter machen möchte man es den Pädagogen durch neue Altersteilzeit-Regelungen für Angestellte sowie die "Blockarbeitszeit", bei der Beamte vier Jahre voll arbeiten, weniger Gehalt beziehen, aber früher in Rente gehen können. In den Ost-Bezirken werde die Nachfrage niedriger sein, da Beamte dort nur 87 Prozent der West-Bezüge bekommen.

Das Modell erleichtere die Einstellung von jungen Lehrkräften. Das werde auch unterstützt durch neue Modelle: die Bundesanstalt für Arbeit übernimmt beispielsweise die Bezüge für bislang arbeitslos gemeldete Referendare; auf jeweils vier "Block"-Lehrer komme dann eine neue Kraft. Für jeden ausscheidenden Lehrer wird es aber keine Neueinstellungen, sondern nur Aufstockungen bei Teilzeitkräften geben können: Wie mehrfach berichtet, sind ausgebildete Nachwuchslehrer auf dem Berliner Arbeitsmarkt Mangelware.

Nach der geplanten Neuordnung des Landesschulamtes sollen Unterrichtsausfälle in Zukunft in den jeweiligen Bezirken mit 3000 bis 4000 Lehrern dezentral, ohne "gesamtstädtische Eingriffe", kompensiert werden, sagte Ludger Pieper - und ließ dann am Rande anklingen, dass künftig auch Hitzefrei-Stunden bei Lehrern als Reserve registriert werden sollen.

Zu seinem "ersten Schuljahr" als Senator befragt, sagte Böger, sein Job bedeute "das Bohren von dicken Brettern". Zudem würden sich Lehrer "in der Öffentlichkeit sehr heftig artikulieren" - dies verfälsche aber die Tatsache, dass sie ihre Arbeit an der Schule durchaus mit dem gleichen Engagement verfolgen.

Annette Kögel

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