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Berlin: PDS vor der Wahl: Alleinunterhalter Gregor Gysi ist der große Verlierer

PDS-Spitzenkandidat Gregor Gysi hat unter den anderen Spitzenkandidaten am meisten in der Wählergunst eingebüßt. Nach den jüngsten Umfrageergebnissen von Infratest / dimap würden bei einer Direktwahl zum Regierenden Bürgermeister nur noch 38 Prozent der Ost-Berliner für ihn stimmen.

Von Sabine Beikler

PDS-Spitzenkandidat Gregor Gysi hat unter den anderen Spitzenkandidaten am meisten in der Wählergunst eingebüßt. Nach den jüngsten Umfrageergebnissen von Infratest / dimap würden bei einer Direktwahl zum Regierenden Bürgermeister nur noch 38 Prozent der Ost-Berliner für ihn stimmen. Im September waren es noch 50 Prozent. Das macht ein Minus von zwölf Prozent aus. Im Vergleich: Klaus Wowereit (SPD) konnte im Ostteil der Stadt sein altes Ergebnis um neun Prozentpunkte auf 37 Prozent steigern, der CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel um einen Prozentpunkt auf elf. Im Westteil der Stadt verlor Gysi vier Prozent: Statt wie im September 17 Prozent würden ihn noch 13 Prozent wählen. Den stärksten Knick in der westlichen Wählergunst erlitt mit minus neun Prozentpunkten Frank Steffel. Wowereit legte im Westteil neun Punkte zu und kam auf 51 Prozent.

Zum Thema Online Spezial: Berlin-Wahl 2001 WahlStreet.de: Die Wahlbörse bei Tagesspiegel Online Foto-Tour: Die Berliner Spitzenkandidaten Auch die PDS als Gesamtpartei würde bei Wahlen an diesem Sonntag schlechter als vor einem Monat abschneiden. Im September hätte sie noch 21 Prozent der Wählerstimmen erhalten, jetzt würden sich noch 17 Prozent für die PDS entscheiden. 1999 kam die PDS in Berlin auf 17,7 Prozent.

Nach den Umfrageergebnissen würden die Wähler eine rot-rote Koalition eindeutig ablehnen. 75 Prozent fänden eine SPD-PDS-Regierung schlecht, nur 21 Prozent würden Rot-Rot befürworten. Vier Prozent machten dazu keine Angaben.

Diese Ergebnisse werten PDS-Strategen als "völlig normal". Nach den Terrorattacken in den USA und den möglichen weltpolitischen Folgen gebe es den "Reflex, dass die Wähler in die Arme der großen Parteien fliehen". Die Umfrageergebnisse belegen, dass die Wähler tatsächlich den kleineren Parteien PDS, FDP und Grünen die Bewältigung einer Krisensituation wie in New York am wenigsten zutrauen. Lediglich drei Prozent würden der PDS oder den Grünen für ein angemessenes Krisenmanagement ihre Stimmen geben, lediglich ein Prozent der FDP.

Dass Gregor Gysi seinen Stimmenvorsprung einbüßt, könnte ein Zeichen dafür sein, dass der PDS-Politiker mit Rhetorik, Charme und Eloquenz allein die Berliner nicht mehr für sich einnehmen kann. Nach den Ereignissen in den USA geht der Wahlkampf mit neuen Inhalten weiter. Die PDS steht für einen strikt pazifistischen Kurs. Gysi hielt seine "Berlin-Rede", in der er unter bestimmten Bedingungen eine Militäraktion gegen die Terroristen befürwortete, am 17. September - drei Tage vor der Umfrage.

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