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Die BVG holt sich Hilfe aus Mainz.

© picture alliance / dpa

Personalproblem der BVG: Drei Retter aus Mainz

Die BVG schreibt Aushilfsstellen aus, um ihr Personalproblem zu meistern. Drei Mainzer hat es jetzt in die Hauptstadt verschlagen.

„Alle Wege führen nach Rom, aber: Berlin ist Berlin, das gilt für ganz Deutschland!“, sagt Angelo Cappello. Seit 1980 lebt der Italiener gerne in Mainz, nun ist er mit zwei Tram-Kollegen aus der rheinland-pfälzischen Kapitale für ein halbes Jahr umgezogen: damit bei der BVG das Straßenbahnnetz nicht zusammenbricht.

Die Aushilfsstellen waren kurzfristig ausgeschrieben worden, da sich aufgrund von Renteneintritt und Mutterschutz an der Spree Personalengpässe abzeichneten. Weil die Mainzer Straßenbahnfahrer mit dem Tram-Modell GT 6 vertraut sind, kamen sie gleich in die engere Wahl. Jetzt läuft ihr Einübungskurs auf Gleisen der Linie 16, zwischen Scharnweberstraße und Ahrensfelde, 13 Kilometer, 25 Stationen. Am Montag folgen ein paar Leerfahrten, danach sollen sie aufs Publikum losgelassen werden, Früh- und Nachmittagsschichten besetzen.

Das knuffige Trio vom Rhein

Bei einer Lernfahrt präsentiert sich das knuffige Trio vom Rhein, drei erprobte Chauffeure Anfang 50, mit seiner Fahrlehrerin Ines Birnstiel der Öffentlichkeit: Angelo Cappello, der Verschmitzte. Markus Weingärtner, der Marathon-Typ. Richard Kleber, der Gemütliche mit Mundart. Sprachprobleme? Ham wir nicht, sagt Kleber gut gelaunt. Räumt aber ein, dass es die zu Hause bei einer Kollegin aus Bayern anfangs gab, „mittlerweile versteht sie uns“.

Etwas polyglotter als die bayerische Migrantin mag der Berliner aufgelegt sein, doch Interesse am Karnevals-Mekka Mainz hat er bislang kaum gezeigt. Lediglich Friedrich Hollaender verfasste zu BRD-Zeiten ein Chanson, das „Mainzer Spezialitäten“ verarbeitete.

Schwärmen vom Brandenburger Tor

„Einer liebt Huhnboullion, der andre die des Gänsekleins, Herr Schulz liebt Klagenfurt, Herr Schmidt liebt Mainz“, spottete der Emigrant aus Hostessen-Perspektive über Touristengeschmäcker: „Die Herrn, die’n Test gemacht, ham gleich gesehn: Nicht halb so schön ist jemals Bonn bei Tag wie Mainz bei Nacht.“

Den neuen Gastarbeitern freilich bleiben Lichtenberger Nachtrouten erspart; ihre Berlinbegeisterung ist bislang überhaupt ungetrübt. Angelo Cappello schwärmt vom 3. Oktober am Brandenburger Tor. Und auf Schicht müssen die drei nur wenige Unterschiede zu daheim beachten: die bequeme hiesige Spurbreite 1,44 Meter (statt ein Meter); Temposteigerung von 50 auf maximal 60 km/h; Details beim Weichen- und Signalstellen. Ferner kein Fahrscheinverkauf durch den Fahrer und Rad-Mitnahme nur im Ermessensfall. Na ja, und Mainz hat drei Tram-Linien, Berlin 22 – aber sie selbst betrifft ja nur Linie 16.

Ohne Ticketverkauf geht es schneller

Platte. Parks. Brücken. Gleise. Auf Ausbildungstour über die Allee der Kosmonauten. Richard Kleber hockt im Cockpit: Monitor, bunte Lampen, Tacho, Telefon, ein Hebel fürs Tempo. Vollbremsung: Da zischt ihm ein Radler übers Gleis. Die Lehrerin ist zufrieden. Wieder hält die Tram, weil per Hand mit dem Weichensteller der eiserne Weg justiert werden, ein Versäumnis des Vorgänger-Zugführers korrigiert werden muss.

Ohne Ticketverkauf geht es schneller als in Mainz, sagt Kleber in seinem Kabuff. Wenig Fahrgastkontakt werde er haben. Er erwartet aber, dass sich das am 11.11. ändert, „wenn die Fastnacht eröffnet“.

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