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PET: Flaschen zu Fleece

Was wird aus den PET-Pullen, die wir in Automaten stopfen? Erst kleine Schnipsel und dann Textilien.

Es blitzt kurz, dann folgt ein Surren, ein Knacken, ein Knirschen. Man könnte meinen, der Apparat frisst die Flasche einfach auf. In fast jedem Supermarkt sind die Kästen zu finden, die Plastikflaschen mit dem Symbol für Einwegpfand kassieren. Tatsächlich kaut die Mechanik der Apparate wild auf den Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) herum, um sie zu verkleinern. Die Verdauung, also das Recycling, findet aber anderswo statt. In Deutschland und Europa, teilweise auch in China, wo die Kunststoffe zu Fleecepullis und Joggingjacken werden, die eines Tages womöglich im Angebot desselben Supermarkts landen.

Bevor die Apparate zubeißen, registrieren sie den individuellen Strichcode. „Diese Information geht an eine zentrale Datenbank, wo die Rückgabe der individuellen PET-Flasche im Pfandsystem registriert wird“, sagt Alexander Wood, Sprecher von Interseroh. Das Tochterunternehmen von Alba ist im Großraum Berlin mit der Rücknahme im Einwegpfandsystem beauftragt. Hier wurden letztes Jahr 2000 Tonnen PET-Flaschen über Automaten in Supermärkten gesammelt. Weitere 1000 Tonnen kamen aus kleinen Läden oder Tankstellen. Insgesamt sei die Rücklaufquote mit mindestens 98 Prozent sehr hoch, sagt Wood. „Das liegt sicher auch am hohen Pfand von 25 Cent.“

Anders als Pfandflaschen aus Glas werden die PET-Pullen nicht wieder befüllt, sondern geschreddert zu zentimetergroßen Schnipseln, die als Rohstoff in die Plastikindustrie gehen. „Aus solchen ,Flakes’ lassen sich verschiedenste Produkte herstellen“, sagt Frank Arleth von der Bonner Beratungsfirma Ascon, die sich auf Abfall und Sekundärrohstoffe spezialisiert hat. „Kunstfasern wie Fleece, Bezüge von Polstergarnituren oder Abdeckungen von Deponien.“

Dass die Hersteller das Material ehemaliger Plastikflaschen wiederverwerten, hat schlicht ökonomische Gründe. Bei der Umwandlung von Flakes muss weniger Energie aufgewendet werden, als wenn man den Prozess von vorn beginnt. Ein Vorteil der Flaschensammelei gegenüber anderen Recyclingwegen wie etwa dem Grünen Punkt besteht darin, dass fast ausschließlich PET-Materialien in den Kreislauf eingespeist werden. Je höher die Reinheit, desto hochwertigere Produkte können entstehen, desto höhere Preise können für die Flakes verlangt werden. Arleth nennt ein Beispiel: PET-Flakes in verschiedenen Farben, kalt gewaschen, mit Anteilen von Polypropylen – das sind die Kappen – sowie Resten von Etiketten werden derzeit für 740 Dollar pro Tonne gehandelt. „Ein Drittel geht in die Faserindustrie, vor allem nach China, weil dort viele Fabriken stehen, die aus dem Rohstoff Fleece oder andere Funktionstextilien herstellen“, sagt Tobias Weitzel, Sprecher von Veolia Umweltservice. Die Firma betreibt in Rostock eine von europaweit wenigen Anlagen, die den Kunststoff so reinigt, dass die Schnipsel wieder für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden dürfen. „Wir stellen aus einer Milliarde PET-Flaschen Rohlinge für neue Flaschen her“, sagt Weitzel. Die werden später beim Getränkeabfüller erhitzt, aufgeblasen und befüllt. Kreislauf geschlossen, das Spiel kann von vorn beginnen.

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