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Pete Doherty soll im Dezember 2009 im Rausch ein Auto in Kreuzberg demoliert haben. Nun hat er einen deutschen Anwalt, der sich um den Fall kümmert.

© dpa

Peter Doherty und Berlin: Doherty nimmt Anwalt und will nicht nach Plötzensee

Als Peter Doherty 2009 im Rausch ein Auto in Kreuzberg demolierte, wird er sich kaum vorgestellt haben, von der Berliner Justiz deshalb in die JVA Plötzensee gebeten zu werden. Nun muss er dort wohl nicht mehr hin.

Es hat lange gedauert, doch inzwischen weiß die Berliner Justiz, wie sie ihren derzeit wohl prominentesten Delinquenten erreicht. Peter Doherty, 32-jähriger Brite und Sänger der Babyshambles, wird vom Charlottenburger Anwalt Simon Bergmann vertreten. Aus dessen Kanzlei hieß es, ein Statement zu Doherty gebe es im Moment nicht.

Der Musiker hatte laut Staatsanwaltschaft im Dezember 2009 im Rausch ein Auto in Kreuzberg demoliert. Daraufhin bekam er einen Strafbefehl und schuldet dem Land Berlin seit Monaten 30 000 Euro. Die Summe bemisst sich nicht am Schaden, sondern am Einkommen des Verursachers. Da Doherty über Wochen nicht gezahlt hatte, schickte ihm die Staatsanwaltschaft diesen Mai wie in solchen Fällen üblich eine Ladung zum Antritt von 30 Tagen Ersatzhaft in der Vollzugsanstalt Plötzensee. Doch der Musiker kam nicht, es konnte noch nicht einmal sichergestellt werden, ob er die Post erhalten hat. Unklar ist, wo genau der Sänger eigentlich wohnt, zumal er oft in Hotels nächtigt – oder sich, wie vor wenigen Wochen, wegen Kokainbesitzes in einer britischen Haftanstalt melden musste.

Da sich jetzt ein Anwalt aus Berlin um den Fall kümmert, ist man in der Berliner Justiz erleichtert. Die Ladung für den Haftantritt kann nun der Kanzlei zugestellt werden, auch wenn Doherty aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nach Plötzensee muss. Formal startet nach Erhalt einer Antrittsforderung eine Zwei-Wochen-Frist. Danach könnte der Delinquent mit Haftbefehl gesucht werden. Doch in Justizkreisen weiß man: Solange jemand einen Anwalt hat, ist in solchen Fällen kaum mit Haft zu rechnen, es geht eher darum, wann genau die Landeskasse ihr Geld bekommt. Von der Staatsanwaltschaft hieß es diplomatisch: „Es gibt derzeit Gespräche mit seinem Berliner Anwalt über den Lauf des Verfahrens.“

Allerdings hat Doherty derzeit auch Ärger wegen einer Kneipentour in Bayern. Im März dieses Jahres soll er es in Regensburg krachen lassen haben – ausgerechnet zusammen mit Schauspieler August Diehl. Die beiden sollen nach einem Trinkgelage ein Musikgeschäft aufgebrochen und eine Gitarre gestohlen haben. Die Justiz in Regensburg teilte mit, es gehe um fahrlässigen Vollrausch, nicht wie ursprünglich angenommen um Einbruchsdiebstahl. Grund dafür ist wohl, dass Doherty und Diehl wegen des massiven Trinkens als schuldunfähig gelten. Die Gitarre soll später auf dem Regensburger Domplatz gefunden worden sein. Doherty erwartet auch in diesem Fall ein Strafbefehl, zu dessen Inhalt sich in Regensburg aber niemand äußerte.

Doherty feierte immer wieder Erfolge, solo und mit seinen Bands Babyshambles und The Libertines. Verkaufserfolgen gingen oft Schlagzeilen über Koks, Knast und Kate Moss (seine Ex-Freundin) voraus. Seinen früher verwendeten, jungenhaften Vornamen Pete tauschte er gegen das vermeintlich seriösere Peter, was wenig an seiner Zuverlässigkeit änderte: Wer im April seinen Auftritt in München besuchen wollte, stand vor geschlossener Tür mit knapper Botschaft: „Das Konzert entfällt leider.“

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