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Berlin: Peter Eiff

Imax-Manager für Europa, Naher Osten und Afrika

Vielleicht erzähle ich erst mal etwas vom „Burning Man“-Festival in der Wüste Nevadas. Da kommen jedes Jahr rund 30 000 Leute zusammen, jeder bringt seine Kunst mit oder bietet etwas an, macht eine Bar auf, spielt in einer Band – was auch immer. Niemand verdient etwas daran. Am Ende des Festivals wird alles auf einen Haufen geworfen und verbrannt. Der Ort ist danach so leer und wüst wie vorher – eine Metapher auf die menschliche Existenz, das Spielerische im Leben: Alles zurück auf Anfang.

Berlin erinnert mich an dieses verrückte Festival. Die Stadt war Anfang der 90er Jahre praktisch so leer und aufnahmebereit wie die Wüste Nevadas. Auch jetzt, 15 Jahre später, ist noch viel von diesem Unfertigen zu spüren. Hier kommen Menschen zusammen, bringen ihre Fähigkeiten, ihre Ideen mit und versuchen, andere dafür zu begeistern. Es ist alles offen. Die Stadt präsentiert sich als eine faszinierende Plattform.

Als ich vor einem halben Jahr bei Imax anfing, konnte ich selbst wählen, wie meine Büroadresse lauten soll: Barcelona, Bahrain, Berlin – alles wäre okay gewesen. Ich habe mich aus persönlichen und ökonomischen Gründen für Berlin entschieden. Ich empfinde die Stadt tatsächlich als Ost-West-Drehscheibe. Viele Kunden aus Osteuropa kommen hierher, etwa zur Berlinale. Meinen Bekannten aus den USA erzähle ich immer, dass Berlin drei Opernhäuser hat. Das Staunen ist jedesmal riesig. Danach bringe ich den Satz: Berlin ist außerdem bankrott. Die Amerikaner lieben Berlin, weil sie ahnen, dass sich diese Stadt am eigenen Schopf aus dem Problemsumpf ziehen muss. Es gilt der Spruch von Ex-Präsident Bill Clinton: ‚Jeder verdient eine zweite Chance.’

Ich denke, Berlin wird sich nach einer Metamorphose, die immer noch anhält, als Schmetterling präsentieren. Es gibt hier ein explosives Potenzial in der New Economy, der Internet- und IT-Branche. Der digitalen Revolution folgt bald die dreidimensionale Revolution. Imax hat damit begonnen, Kinofilme von 2-D auf 3-D umzurüsten. Das Einzige, was Berlin definitiv fehlt, ist das Meer.

Peter Eiff wurde 1966 in Abidjan, Elfenbeinküste, geboren. Die vergangenen 15 Jahre hat er in den USA verbracht und in den Hollywood-Studios von Disney und Paramount gearbeitet.

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