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So soll das Hotel am Petriplatz aussehen.

© Hochtief

Petriplatz in Berlin-Mitte: Beim Archäologiezentrum explodieren die Kosten

Ein Hotel soll Berlins Gründungsort am Petriplatz beleben. Doch beim geplanten Archäologiezentrum explodieren die Kosten. Sie sollen von 15,5 Millionen Euro auf mehr als 21 Millionen Euro gestiegen sein.

Die Millionen aus den Fördertöpfen der EU waren schon genehmigt, der Architekt ausgewählt und das Archäologische Zentrum beschlossene Sache – doch jetzt steht fast alles wieder auf Anfang bei dem Projekt, das Touristen und Berliner eine Reise in die Vergangenheit der Stadt ermöglichen sollte. Der Senat hat die Bebauungspläne für die Brache in der Nähe des Stadtschlosses überarbeitet und öffentlich ausgelegt. Die EU-Gelder sind damit erst mal verloren, und auch die Kosten laufen aus dem Ruder.

Dass es auch anders geht, zeigt der Baukonzern Hochtief. Der hat den Baustart für ein Hotel angekündigt, das ebenfalls am Petriplatz auf einem benachbarten Grundstück entsteht und schon Anfang 2017 öffnen soll. Auf sieben Stockwerken will die Hotelkette Frasers 144 Zimmer einrichten und diese an Geschäftsleute vermieten, die einen längeren Zeitraum in der Stadt zu tun haben.

Die Architektur soll an das Cöllnische Rathaus erinnern, das im 18. Jahrhundert an dieser Gründungsstätte Berlins gestanden hatte. Wobei der Neubau vom Vorbild allenfalls die gedrungene Proportion mit verstümmeltem Rathausturm zitiert, der Zeitgeist aber dominiert in Gestalt monotoner Reihen schießschartenartiger Fenster.

Beim Forschen über die Schulter gucken

Die gute Nachricht ist: Die Baugeschichte des Ortes wird nicht komplett ausgelöscht. In der Lobby lässt der Architekt (Ortner+Ortner) eine gläserne Bodenplatte ein. Gäste können so auf die Fundamente der Kellergewölbe alter Bürgerhäuser blicken, die am Rathaus einmal gestanden hatten. Am Petriplatz haben Archäologen einige der ältesten Spuren der Berliner Geschichte entdeckt.

Genau deshalb soll auch an diesem Ort zwei Grundstücke weiter das Archäologische Zentrum entstehen, wo Besucher den Forschern bei der Reinigung von Fundstücken über die Schulter schauen können. Das Zentrum soll auch Ausgangspunkt von Rundgängen zu Ausgrabungsstätten und historischen Baudenkmälern und Spuren werden.

Klimatechnik ist Schuld an den Kosten

Doch ganz in der Tradition der Berliner Planungspannen hakt es mal wieder bei der Einhaltung der Termine – und der Kosten. Nach Informationen des Tagesspiegels sollen die ursprünglichen Baukosten von 15,5 Millionen Euro auf mehr als 21 Millionen Euro gestiegen sein. Die aufwendige Klimatechnik soll einer der Gründe dafür sein. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigte auf Anfrage, dass „das Projekt teurer werden könnte, weil bestimmte Anpassungen bei dem Siegerentwurf notwendig geworden sind“. Wie stark die Kosten steigen werden, wollte die Verwaltung nicht sagen.

Weil die Planungen nicht vorankommen, sind auch die bereits bewilligten EU-Millionen für das Projekt wieder verfallen. Fast die komplette Bausumme wären aus den Fördertöpfen geflossen (90 Prozent). Darin lag der besondere Reiz des Vorhabens. Nun hofft man beim Senat, dass das Archäologische Besucherzentrum auch beim zweiten Anlauf erneut den Zuschlag bekommen kann: „Sobald die finalen Bauplanungsunterlagen vorliegen, wird das Projekt für die neue EU-Förderperiode über die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung endgültig eingereicht.“

Ein Grund für den Verzug bei dem Bauvorhaben ist die Anlage eines „angehobenen Platzes“. Dieser soll das Zentrum mit dem auf dem Nachbargrundstück geplanten multikonfessionellen Bethaus verbinden. Das erinnert an Planungen aus den 1960er Jahren, als Architekten gerne Brücken und Hochebenen oberhalb des Straßenniveaus anlegten, die allerdings oft zu vergessenen und vernachlässigten Ecken des Stadtraums verkamen. Im Fall des Petriplatzes könnte es allerdings anders sein, weil beide Neubauten zu Publikumsmagneten werden dürften und die Besucher über die Plattform rasch von einem zum anderen Haus wechseln könnten.

Auch viele Wohnungen sind geplant

Wenn es denn kommt, das Gebetshaus, auch „House of One“ genannt. Denn dieses soll aus Spenden finanziert werden, und deren Stand beläuft sich bisher auf 168.980 Euro, weit unter den geplanten Baukosten in Höhe von 43,5 Millionen Euro. Keine Kirche, keine Synagoge, keine Moschee, sondern all dies in einem soll der Neubau werden.

Entstanden ist die Idee in der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien, auf deren Grundstück das „ökumenische“ Gebetshaus entstehen soll. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte dort die Petrikirche gestanden, wobei diese in den Zeitläufen ebenfalls wiederholt zerstört und neu aufgebaut worden war: Spuren von vier Gotteshäusern hatten die Archäologen bei Grabungen entdeckt.

Der Petriplatz steht am südlichen Rand eines ganzen Stadtviertels, das der Senat mit dem nun ausgelegten Bebauungsplan entwickelt und das sich bis zum Schloss erstreckt. Die Sanierung des historischen Kaufhauses Hertzog läuft bereits, auch viele Wohnungen sind geplant.

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