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In Leipzig ist bereits Pferdefleisch im Döner entdeckt worden. Nun prüfen Berlins Behörden genauer.

© Kai-Uwe Heinrich

Pferdefleisch-Skandal: Zwei Döner pro Bezirk werden jetzt getestet

Heute sollen erste Testergebnisse zeigen, ob auch Dönerspieße in Berlin Pferdefleisch enthalten. Die Liste der Fertiggerichte, die vom Skandal betroffen sind, wird derweil länger und länger – auch in der Hauptstadt gab es sie zu kaufen.

Die Berliner Dönerhersteller werden in den nächsten Tagen auf eine mögliche Verwendung von Pferdefleisch kontrolliert. Jeder Bezirk soll zwei Dönerfleisch-Proben liefern. Darauf verständigten sich die zuständigen Stadträte mit Berlins Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU) bei einem Krisentreffen am gestrigen Montag. Bei einer Untersuchung im Auftrag des Senders RTL waren Anteile von Pferdefleisch und Schweinefleisch in Dönerspießen aus Leipzig gefunden worden, bei Proben aus Berlin gab es bisher keine Treffer.

50 Lebensmittel-Proben liegen nun im Landeslabor Berlin-Brandenburg, das zentral auswertet. Der Bezirk Mitte lässt Buletten aus zwei Kantinen analysieren, in Charlottenburg-Wilmersdorf wurde Rohmasse für die Burgerproduktion sichergestellt. Die ersten 20 Proben wurden bereits in der vergangenen Woche genommen, erste Ergebnisse sollen am Dienstag vorliegen. Es wird geprüft, ob verdächtige Tiefkühl-Lasagne auch in Berlin in den Handel gekommen ist. Insgesamt 28 500 Packungen waren in drei Großlagern in Brandenburg sichergestellt worden. Zudem bekamen die Behörden einen Hinweis, zwei weitere Warenlager seien mit Fertigprodukten, die Pferdefleisch enthalten, beliefert worden.

Heilmann sprach sich bei einer Krisenkonferenz der Fachminister der Länder dafür aus, auf einer zentralen Internet-Plattform über Lieferwege von Lebensmitteln zu informieren, beginnend mit Fleischprodukten. Außerdem fordert er, Strafen für Hersteller und Lieferanten zu verschärfen. Auch Händler sollten haftbar gemacht werden können.

Der Stadtrat des Bezirks Mitte für Ordnungsangelegenheiten, Marc Schulte (SPD), kritisierte Heilmanns Vorstoß als wenig glaubwürdig. Bei den Internet-Hygiene-Smileys für Gaststätten habe er sich nicht um die nötige Rechtssicherheit gekümmert. Deshalb müssten diese Informationsseiten jetzt abgeschaltet werden.

Die Liste der betroffenen Hersteller wird immer länger

Die Liste falsch deklarierter Fertigprodukte wird indes immer länger: Aldi Nord fand Pferdefleisch in „Tiefkühl Penne Bolognese 750 g“, dieses Gericht wurde sowohl in Brandenburg als auch in Berlin verkauft. Pferdefleisch wurde zudem im „Gulasch 540 g Dose, Sorte Rind“ getroffen, das mindestens in Brandenburg in den Handel gelangte. Das Unternehmen ist derzeit der einzige betroffene Produzent in der Region. Es hatte die Produktion gestoppt und alle Chargen zurückgerufen. Das Fleisch bezieht es von sechs Lieferanten aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Es sei nur Pferde-DNA gefunden worden, was auch auf Fleischverarbeitungsprozesse zurückgeführt werden könne, hieß es. Eine Unternehmenssprecherin sagte: „Auch wir sind Opfer von Etikettenschwindel. Wir sind keine Täter.“

Auf einer Liste der Verbraucherzentrale Hamburg finden sich weitere betroffene Produkte, bei denen aber unklar ist, ob sie nach den ersten Entdeckungen von Pferdefleisch rechtzeitig aus dem Handel genommen wurden oder ob betroffene Ware verkauft wurde: die Tiefkühl-Lasagne Bolognese von „Tip“ (Real), die Tiefkühl-Lasagne von A&P (Kaiser’s Tengelmann), die Aldi Süd-Produkte Cucina Ravioli der Sorte Bolognese und Omnimax Rindergulasch sowie die „Gut&Günstig“-Lasagne (Edeka). Auch Rewe ist betroffen.

Der Hersteller Tulip kann bei seiner Mou Lasagne Bolognese und Mou Cannelloni Bolognese nicht ausschließen, dass Pferdefleisch enthalten ist, genauso wie bei den Produkten Chili con Carne und Spaghetti Bolognese der Marke Rewe. Österreichische Behörden fanden in dem Produkt „Combino Tortelli Rindfleisch“ der Kette Lidl Pferdefleisch. Das Unternehmen nahm die Ware in Deutschland aus dem Sortiment.

Die Dönerhersteller sind alarmiert. Remzi Kaplan, dessen Unternehmen einst in den Gammelfleisch-Skandal verwickelt war, bezweifelte die Richtigkeit der von RTL in Auftrag gegebenen Analyse. „Wir wollen den Namen des Herstellers wissen, sonst glauben wir das nicht.“ In seinem Betrieb werde nur Kalbs- und Rindfleisch verarbeitet.

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