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Bunte Mischung. Am Pfingstwochenende 2016 wird es auf dem Karneval wohl noch voller.

© imago

Pfingsten 2016 in Berlin: Karneval und zweiter Marathon finden parallel statt

Der Umzug der Kulturen erhält mehr Geld – und Konkurrenz vom Marathon. Die Veranstalter sind besorgt, ob beides zu viel für den Pfingstsonntag ist.

Und plötzlich waren es zwei. Die Ankündigung eines zweiten Marathons für Berlin hat besonders die Veranstalter des Karnevals der Kulturen erstaunt. Erst am Donnerstag teilten die Akteure mit, dass das Multi-Kulti-Fest auch im nächsten Jahre stattfinden wird, nachdem die Politik die Aussichten für die Finanzierung verbessert hatte. Es findet nun wie im Jahr zuvor am Pfingstwochenende vom 13. bis 16. Mai statt, mit Umzug am Pfingstsonntag, 15. Mai. „Wir waren erst mal froh, dass wir diese Kuh vom Eis hatten“, sagt die Sprecherin des Karnevals, Ruth Hundsdoerfer. Dass es nun noch eine zweite Großveranstaltung am selben Tag geben soll, habe sie sehr überrascht.

Gespräche zur Abstimmung der beiden Großveranstaltungen habe es vorab keine gegeben. „Wir haben uns die Strecke sofort angeschaut und gehen davon aus, dass wir uns nicht in die Quere kommen“, sagt Hundsdoerfer. Der Karnevalsumzug verläuft vom Hermannplatz über die Gneisenaustraße bis zur Möckernstraße. Das Straßenfest findet zwischen Zossener Straße und Waterloo-Ufer statt. Der neue „Freedom Marathon Berlin“, der zugunsten der Flüchtlingshilfe stattfindet, ist in die Laufveranstaltung Big 25 mit Start und Ziel am Olympiastadion eingebunden. Beim Big 25 waren bisher schon die Strecken 10 Kilometer, Halbmarathon und 25 Kilometer vertreten. Wer nun Marathon läuft, biegt auf dem Weg zurück ins Stadion in die Suarezstraße ein und läuft noch einen zweiten Halbmarathon. Veranstaltet wird er von der Golazo Sports GmbH, dessen Geschäftsführer Gerhard Janetzky ist davon überzeugt, dass keine neuen großen Sperrungen nötig seien.

Die Veranstalter des Karnevals sind skeptisch

Die Veranstalter des Karnevals sind trotzdem skeptisch, vor allem was die Verkehrslage angeht. „Ob das so eine kluge Entscheidung war, ist die Frage“, sagt Sprecherin Hundsdoerfer. Man sei gespannt, wie die Verkehrslenkung das regeln werde. Auf Anfrage hieß es bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die Genehmigung für den Marathon stehe ohnehin noch aus. Die Bezirke müssten eine Sondernutzung zunächst prüfen. Sprecherin Roland sagte, eine „verkehrliche Einschätzung“ habe noch nicht stattgefunden. Zu Pfingsten kommen traditionell viele Besucher nach Berlin. Allein beim Karneval der Kulturen waren es im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Besucher auf dem Straßenfest und beim Umzug. Für den Marathon werden 20 000 Läufer erwartet. Darum, dass man sich Besucher wegnähme, sorgt sich Hundsdoerfer allerdings nicht. „Wir haben, was das angeht, keine großen Befürchtungen.“

Vorige Woche wurde der Zuschuss auf 500.000 Euro aufgestockt

Schon ohne die Ankündigung der Konkurrenzveranstaltung war es auch in diesem Jahr lange unsicher, ob der Karneval überhaupt eine Zukunft hat. Vorige Woche hat jedoch der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses einem Koalitionsantrag zugestimmt, den Zuschuss des Landes im Jahr 2017 auf 500 000 Euro aufzustocken. Das sei zwar immer noch nicht ausreichend, sagt Hundsdoerfer. Allerdings hätten es die Initiativen als „Signal für die Zukunft“ aufgefasst, zumal eine weitere Erhöhung in Aussicht gestellt worden sei. Deshalb habe der Beirat des Karnevals am Montag ebenfalls einstimmig beschlossen, das Fest auch 2016 zu organisieren.

Der Doppelhaushalt sah bisher für 2016 einen Zuschuss von mehr als 830 000 Euro und für 2017 nur noch 270 000 Euro vor. Die ehrenamtlichen Karnevalisten, rund 100 Gruppen mit bis zu 6000 Akteuren, hatten das als unzureichende Perspektive kritisiert. Bei einer nicht länger gesicherten Finanzierung sei es nicht möglich, direkt nach der Veranstaltung 2016 schon die des nächsten Jahres vorzubereiten, was aber angesichts des ehrenamtlichen Engagements nötig sei. Der Karneval der Kulturen erwirtschaftet selbst nach eigenen Angaben durch Standgebühren und Lizenzen rund 500 000 Euro pro Jahr. Dazu kämen Sponsorengelder, Sach- und Geldspenden. Der Haushaltstitel des Karnevals sei eine Fehlbedarfsfinanzierung. Jeder selbst erwirtschaftete Euro werde nicht aus dem Haushalt abgerufen, teilten die Initiativen mit. Nun solle die Vorbereitung für 2016 umgehend starten, sagte Hundsdoerfer. „Wir sind spät dran.“

Als neuer Träger soll vorübergehend die Firma Piranha eingesetzt werden, die seit 1987 Kulturveranstaltungen organisiert, darunter im Haus der Kulturen der Welt und die Weltmusikmesse Womex. In diesem Jahr waren die Kulturprojekte Berlin Träger des Karnevals. Die senatseigene GmbH habe bei den Initiativen „wenig Vertrauen“ gehabt, wie es Hundsdoerfer ausdrückte. Ziel bleibe weiterhin die Gründung einer eigenen Trägergesellschaft für den Karneval. „Die ehrenamtlichen Karnevalsmacher sind etwas müde von den Kämpfen“, sagte Hundsdoerfer.

Pascale Müller

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