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© Kai-Uwe Heinrich

Pilotprojekt: In drei Jahren wird die Spree zum Schwimmbad

Schon 1930 gab es einen Badestrand an der Spree, doch bald wollte niemand mehr in die dreckige Brühe. Demnächst starten die Bauarbeiten für ein Pilotprojekt zur Reinhaltung des Flusses. Eine Ausstellung zeigt die Pläne.

Mal wieder soll Berlin Erster gewesen sein. Die erste Stadt Europas nämlich mit einem Badestrand an einem Fluss mitten zwischen Mietskasernen: Damals, um das Jahr 1930 herum, als die Berliner sich an der Mühlendammschleuse auf Bauaushub in der Spree vergnügten. Obwohl das Wasser ziemlich dreckig war.

Schwimmen im Fluss, und zwar in einem mit Badewasserqualität mitten in der Stadt, das ist die Vision von Ralf Steeg. In den vergangenen fünf Jahren hat der Ingenieur seine Idee zu einem vom Bundesforschungsministerium mit zwei Millionen Euro unterstützten Pilotprojekt verwandelt. Am heutigen Freitag beginnt die Ausstellung mit Filmen zu Bauvorhaben und Pilotprojekt „Spree 2011“ in Charlottenburg.

Ab Herbst sollen große Auffangbehälter am Osthafen in der Spree verankert werden. In ihnen soll verdrecktes Wasser aus der Kanalisation zunächst zurückgehalten – und später zu den Klärwerken der Berliner Wasserbetriebe gepumpt werden. Die Berliner Wasserbetriebe und die Technische Universität (TU) Berlin unterstützen das Projekt „Spree 2011“. Sie alle wollen, dass die Spree wieder sauberer wird, und die Berliner in ihrem Fluss möglicherweise sogar einmal wieder baden können – so wie die Münchner in der Isar.

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So wurde 1933 an der Mühlendammschleuse in der Spree gebadet. -

© Ullstein

Die Spree, die in der Lausitz am Berg Kottmar in nahezu 500 Meter Höhe entspringt, fließt nämlich in Badewasserqualität in die Stadt hinein. Das ändert sich aber nach Auskunft des Wasserbetriebe-Sprechers Eike Krüger schnell, wenn nach Regenfällen Mischwasser durch übervolle Kanäle auch in die Spree abfließt. Das Verhältnis von Schmutz- zu Regenwasser betrage dann eins zu sieben bis eins zu 50. Im Schmutzwasser schwimmen Abfälle, Fäkalien und Speisereste sowie Chemikalien und Schwermetalle von Gewerbebetrieben. Durchs Regenwasser werden außerdem unter anderem Reifenabrieb, Hundehaufen und sonstiger Straßenschmutz die Spree gespült.

Dieser Dreck soll nun bald in den Containern aufgefangen werden. Diese werden in Friedrichshain an der Stralauer Allee in Höhe Danneckerstraße gegenüber dem Kreuzberger Badeschiff zehn Meter vom Ufer entfernt auf einer Länge von 96 Metern, einer Breite von neun Metern und einer Tiefe von rund 2,75 Metern ineinandergesteckt und am drei Meter tiefen Flussufer verankert. Sinkt der Wasserpegel in der Kanalisation nach Regenfällen wieder, soll das Mischwasser zurückgepumpt und in Klärwerken gereinigt werden. TU-Wissenschaftler, für die 900 000 Euro des Förderbetrages bereitstehen, sollen das Verfahren testen und zudem prüfen, ob man das Dreckwasser an Ort und Stelle reinigen kann. Zudem begleiteten Experten der Wasserbetriebe das Forschungsvorhaben, sagt Eike Krüger.

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So könnte der Container in der Spree vor dem Osthafen aussehen. -

© ddp

Die Container werden nur wenig aus dem Wasser herausragen, auf ihnen könnten Strandbars, Cafés und eine Solarboot-Anlegestelle entstehen. Die erste Auffanganlage mit rund 1000 Kubikmetern Fassungsvermögen kostet gut eine Million Euro und soll im Frühjahr 2009 den Betrieb aufnehmen. Ein Becken reicht Initiator Steeg vom Ingenieurbüro „Puritec“ zufolge aber nicht, damit die Berliner in die Spree springen können. Er hofft auf bis zu 14 weitere Anlagen, die den Fluss über mehrere Kilometer sauber halten – die Finanzierung ist allerdings noch völlig unklar. Steeg regt einen „Hauptstadtumweltfonds“ für Berlin an.

Die träge Spree braucht zwei Wochen bis einen Monat, bis sie die Stadt durchflossen hat. Bei Wassermangel im Sommer fließt sie mitunter sogar rückwärts, die Brühe steht. Mit dem Baden in der Spree war es am Bausandstrand übrigens bald wieder vorbei. Es wurde verboten, nachdem aus dem Fluss aufsteigende Faulgase sich an brennenden Streichhölzern entzündet hatten. Annette Kögel

Schau „Spree 2011“, S-Bahnbögen, Charlottenburg, Savignyplatz, Else-Ury-Bogen 600, bis 28. 8., täglich 7-24 Uhr.

Annette Kögel

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