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Berlin: Pink, Piiink! Was für ein Echo

Hören und gesehen werden: Die Musikszene feierte sich und den Preis im ICC – mit viel Strass und Turnschuhen

Und dann kam Pink, die Rockgöre aus den USA. Da hatte das Kreischniveau auf dem roten Teppich vorerst seinen Höhepunkt erreicht. Hunderte Mädchen streckten ihre Autogrammkladden aus, schrieen „Piiiiink“, eins warf einen Stofffrosch und fiel fast in Ohnmacht, als Pink ihn fing und so typisch pinkig-dreckig lachte, dass man’s auf dem ganzen Teppich hörte. Fernsehmoderatoren brüllten schnelle Fragen, Pink brüllte fröhlich zurück. Nein, sie ist mit niemandem da, das sei ja ihr Problem, röhrende Lache, ja, sie hat was von Berlin gesehen, heute war sie auf dem Funkturm, ja, sie hat Freunde in Berlin und ja, sie liebt Berlin. Was sie auf Deutsch sagen könne, wo doch ihre Mutter Deutsche ist? Pink lachte noch ein bisschen lauter. Das: „Scheisegaaal“. Dann sauste sie in die Garderobe zurück. Und die Mädchen draußen vor dem ICC schrieen und schrieen. Eine Mutter schimpfte „Daniela, ab nach Hause jetzt“ – „Ach, menno, Mama“, weinte Daniela. Für die richtigen Pink-Fans kam das Highlight sowieso erst gestern Abend: ihr Konzert in der Max-Schmeling-Halle.

Der Echo, weltweit wichtigster Musikpreis nach den US-Grammys – in der Nacht auf den Sonntag ist er wieder verliehen worden. 4500 Musiker, Plattenbosse und Manager aus aller Welt waren ins ICC gekommen, das fast kuschelig wirkte im bonbonfarbenen Licht. Da lief dann Phil Collins über den roten Teppich (in weiß-blau, als wollte er zum Segeltörn), Kylie Minogue, Vicky Leandros, Howard Carpendale, Anastacia (ihr erster Europa-Auftritt nach der Krebs-OP – Riesenapplaus) und all die Popstars, die von den Castingshows in Serie erschaffen wurden: Gracia, Juliette, Alexander und Co., auch die Jungs alle dick geschminkt.

Aber wer denkt, bei so einem Promi-Treffen gehe es elegant zu, der irrt. Abendkleider waren die Ausnahme. Richtig wichtig war, wer ordentlich abgerockt aussah, die „Darkness“-Bandmitglieder zum Beispiel. Die Modefakten in Kürze: Parkas, hochgekrempelte Hosen, viel Strass, ein paar Millionen Pailletten und Turnschuhe, Turnschuhe, Turnschuhe. War ja auch praktischer später, als es nach der Verleihung rüber ging ins Messe-Palais, wo die Party stattfand – ein Marsch durch mehrere Messehallen immerhin.

Die Party. Sie war bunt und laut, es gab Häagen-Dazs-Eis umsonst und achterlei Cocktails. Aber wo waren die Stars im Gewühl? Jeder flüsterte jedem, dass Enrique Iglesias da sein solle und Anastacia auch, aber persönlich hat sie dann keiner gesehen. Dafür waren die Partyschauspieler erschienen: Jürgen Vogel, Richy Müller, Sven Martinek, Sky Dumont und Heiner Lauterbach. Und die Partypolitiker, natürlich: Rezzo Schlauch, Laurenz Meyer und Claudia Roth. Letztere war euphorisch. Dies sei „ihre Szene!“ und sie fühle sich total an alte Zeiten erinnert (Roth war mal „Ton Steine Scherben“-Managerin). Schauspieler Gedeon Burkhardt fühlte sich ein bisschen fehl in der überkandidelten Gesellschaft. Verwirrt sagte er: „Jeder fragt mich, ob ich Kylie-Minogue-Fan bin, da kann ich nur sagen, ja, ist auch ein hübsches Mädchen.“ Das hübsche Mädchen saß da schon längst im Flugzeug. Und Pink lag im Bett.

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