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Berlin: Pisa-Erfolge erst in einigen Jahren

Bildungsexperte Lenzen: Reformen brauchen Zeit

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) will den Pisa-Ergebnissen, die heute bekannt gegeben werden, eine sanfte Landung bereiten – und wird dabei von Bildungsexperten unterstützt. Sie sind der Meinung, dass die Berliner Schulreformen frühestens bei der Pisa-Runde 2006 Erfolge zeigen werden. Dieter Lenzen, Erziehungswissenschaftler und Präsident der Freien Universität, rechnet sogar erst in zwölf Jahren mit Erfolgen. Deshalb wundert es keinen, dass Berlin auf einem schlechten Platz landet, wie Böger voraussieht.

Für den „Pisa-E-Länderergänzungstest“, dessen Ergebnis heute vorgestellt wird, wurden 2003 bundesweit 15-Jährige im Lesen, in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern geprüft. In Berlin wird das Ergebnis mit besonderer Spannung erwartet, weil hier der erste Pisa-Durchgang 2000 nicht gewertet werden konnte, weil sich zu wenig Gesamt-, Real- und Hauptschulen beteiligt hatten. Der jetzige Durchgang ist also eine Premiere: 104 Schulen haben sich 2003 an „Pisa II“ beteiligt.

Die flächendeckenden Reformen haben aber erst danach begonnen. Damit die Schüler in Mathematik, Physik und Chemie nicht mehr nur kleinteilig Einzelschritte pauken, sondern lernen, in Zusammenhängen zu denken, haben Bund und Länder 1998 das „Sinus-Programm“ (Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts) aufgelegt. In Berlin beteiligten sich damals zwölf Schulen, jetzt sind es 40 Ober- und zwölf Grundschulen.

Nach der neuen Methode entwickeln die Jugendlichen selbst Fragen zu einem Sachverhalt und suchen Lösungsansätze. Internationale Vergleiche haben ergeben, dass deutsche Schüler zwar auswendig gelerntes Wissen wiedergeben, nicht aber in neuen Zusammenhängen anwenden können. Kommendes Schuljahr sollen sich 80 weitere Oberschulen beteiligen, das wäre ein Drittel. In einigen Jahren sollen es alle sein. In den zwölf Schulen, die 1998 begonnen haben, lassen sich laut Schulleitern Fortschritte erkennen. Vermutlich haben aber nur wenige beim Test 2003 mitgemacht.

Dass dieses Schuljahr die Grundschulen das Fach Naturwissenschaften dazubekommen haben, wird sich auch erst in Zukunft auswirken. „Das Schlüsselproblem in Berlin ist die mangelnde Sprachkompetenz vor allem der ausländischen Kinder“, sagt Dieter Lenzen. Diese entwickle sich zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr. Bis die heute Dreijährigen beim Pisa-Test teilnehmen werden, vergehen zwölf Jahre. Mit Pädagogik alleine könne man an den schlechten Deutschkenntnissen nichts ändern. Da helfe nur Elternarbeit, „in massiver Form“.

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