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Berlin: Pistolenkugel tötete Künstlerin

Mord, Selbstmord oder ein Unfall? Wie die bekannte Malerin Beate Kicherer ums Leben kam, ist noch unklar. Ihr Sohn wurde vorläufig festgenommen

„Werden, vergehen, werden“– die Charlottenburger Künstlerin Beate Kicherer hat einmal gesagt, das sei ihr Arbeitsprinzip. Am Montagmorgen ist die 58-Jährige in ihrer Wohnung in der Schloßstraße an den Folgen einer Schussverletzung in den Kopf gestorben. Ihr 23-jähriger Sohn wurde daraufhin von der Polizei festgenommen, „weil nicht auszuschließen war, dass er mit dem Tod seiner Mutter in Verbindung zu bringen ist“, wie es im Polizeibericht hieß. Mehr konnte die Polizei bis zum Abend nicht sagen, da der Sohn noch vernommen wurde und die Obduktion der Leiche noch nicht abgeschlossen war.

Gegen kurz vor neun Uhr war im Hinterhaus der sandsteinfarbenen Stadtvilla nahe dem Schloss Charlottenburg der tödliche Schuss zu hören. Der Sohn selbst, der noch bei den Eltern lebt, hatte den Notruf der Feuerwehr gewählt. Ein Notarzt versuchte, Beate Kicherer zu reanimieren – vergebens. Als der Sohn von der Polizei in Handschellen abgeführt wurde, habe er mehrmals „Ich bin unschuldig“ auf der Straße geschrien, sagt die Kiosk-Besitzerin von nebenan. Sie kennt die bekannte Berliner Künstlerin, die ursprünglich aus Baden-Württemberg stammt, schon lange. „Sie war eine sehr fröhliche Frau. Jeden Morgen hat sie hier Brötchen und die Zeitung gekauft.“ Eine Freundin der Toten sagt, der Sohn sei Hobby-Jäger gewesen. Er hatte eine Waffenbesitzkarte, sagte ein Justizsprecher. „Was auch immer dort passiert ist: Es kann nur ein Unfall gewesen sein“, sagt die Freundin.

Bei der Künstlerin, die hauptsächlich figurativ gemalt hat, standen Frauen im Mittelpunkt. Für die Aktion „Listros“ hat sie vier dieser Frauenbilder gespendet. „Listros“ heißt in äthiopischer Amtssprache „Schuhputzer“, sagt der Initiator Dawit Shanko-Stolze. Mit dem Erlös der Werke von verschiedenen Künstlern – darunter auch der Berliner Jim Avignon – sollen äthiopische Schuhputzer unterstützt werden. Zuletzt wurden die Werke dieser Aktion Ende August in der „Galerie Eva Poll“ am Lützowplatz in Tiergarten ausgestellt.

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