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Berlin: Pitbull musste keinen Maulkorb tragen

Kampfhund griff Kind an – für die Sicherheitsauflage war er aber noch zu jung

Er war noch zu jung für den Maulkorbzwang: Deshalb konnte ein fünf Monate alter Pitbull am vergangenen Freitag wie berichtet einem kleinen Jungen in Spandau die Fingerkuppe abbeißen. Erst ab dem siebten Monat hätte das Tier einen Maulkorb tragen müssen. Dennoch wäre das Unglück zu verhindern gewesen. Pitbulls gelten nach dem Berliner Hundegesetz als gefährliche Rasse. Sie müssen beim Ausführen generell an der Leine sein – unabhängig vom Alter.

Der Pitbull war frei auf einem Uferweg an der Ruhlebener Straße neben einer Radlerin gelaufen, die noch zwei weitere Hunde bei sich führte. Diese waren angeleint. Als die Frau mit ihren Tieren eine Kita-Gruppe passierte, stürzte sich der junge Hund auf das Kind und biss zu. Die Polizei brachte ihn ins Tierheim.

Das im September 2004 verabschiedete Hundegesetz stuft neben den Pitbulls neun weitere Kampfhunderassen als „gefährliche Hunde“ ein. Für diese Tiere sowie für deren Kreuzungen mit anderen Hunderassen gelten drei Auflagen: Sie müssen an die Leine und ab dem siebten Monat einen Maulkorb tragen. Außerdem muss der Halter ab dem 15. Lebensmonat des Tieres nachweisen, dass sein Hund keine besondere Angriffslust besitzt. Dazu ist ein tierärztliches Gutachten erforderlich.

Die Zahl der Hundeangriffe in Berlin hat sich seit 1999 um die Hälfte verringert. Damals wurden in der Biss-Statistik 1816 Fälle gezählt, 2004 waren es 976 und 2005 noch 909 Fälle. Zugleich stieg aus Sicht der Behörden aber die Bereitschaft, einen Hundeangriff anzuzeigen. Nach Einschätzung von Tierärzten lassen sich die Zahlen allerdings nur in geringem Maße auf die verschärften Sanktionen für „gefährliche Hunde“ zurückführen. Denn Kampfhunde werden selten gehalten, sie sind lediglich an bis zu vier Prozent aller Attacken beteiligt. In den meisten Fällen beißen Schäferhunde und andere Rassen zu. Hauptgrund für den Rückgang sei die erhöhte Wachsamkeit vieler Hundehalter, meinen Experten. Seitdem ein Sechsjähriger im Juni 2000 in Hamburg von Pitbulls getötet wurde, sitze der Schock weiterhin tief. CS

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