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Nächster Halt: Hauptbahnhof. Fahrgäste am Premierentag der neuen Tram-Haltestelle.

© Kai-Uwe Heinrich

Pläne für Straßenbahnnetz in Berlin: Tram zum Hauptbahnhof - und da geht noch mehr

Die neue Straßenbahn-Strecke zum Hauptbahnhof wird am Premierentag gut genutzt. Und es soll weitere Linien geben.

Nun fahren sie. Seit Sonnabend erreichen nach der M 5 nun auch die Straßenbahnen der Linien M 8 und M 10 den Hauptbahnhof. Am Sonnabend, Premierentag für den Linienverkehr, als die Fahrten gratis waren, nutzten bereits zahlreiche Fahrgäste das neue Angebot. Darunter waren viele Neugierige, aber auch gezielte Nutzer wie Emily Kanowski, die vom Platz der Vereinten Nationen kommend mit ihrem Rollkoffer zum Hauptbahnhof unterwegs war. „Das geht schneller als vorher mit der S-Bahn und erspart mir das Umsteigen“, lobte sie.

Aus Marzahn und Lichtenberg, Pankow, Friedrichhain und Prenzlauer Berg könnten Fahrgäste nun bequem und schnell direkt den Hauptbahnhof erreichen, hatte BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta am Freitag bei der Eröffnungsfeier geschwärmt. Rund 20.000 Fahrgäste erwartet die BVG täglich auf der Strecke zum Hauptbahnhof. Die neue Verbindung solle eine „Blaupause“ für künftige Neubauten sein, appellierte Nikutta an Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD).

Das Straßenbahn-Netz soll weiter wachsen

Dieser ist bekanntlich ein Fan der Straßenbahn. Schon mehrfach hat er angekündigt, das Netz, immerhin das viertgrößte der Welt, ausbauen zu wollen. Vor allem auch im Westteil der Stadt, in den die Tram nach der Wende erst auf drei Strecken zurückgekehrt ist. Auf die wachsende Stadt könne man nur mit einem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs reagieren. Die Straßenbahn zum Hauptbahnhof sei deshalb auch ein „Schlüsselprojekt“ zur Erschließung der nördlich vom Hauptbahnhof entstehenden Europa-City , sagte Geisel. Allerdings müsse man immer klug überlegen, welches Verkehrsmittel das geeignetste sei.

Während in den vergangenen Jahren nach Berechnungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) jährlich durchschnittlich 600 Meter Gleise neu für die Straßenbahn gebaut worden waren, will Geisel jetzt das Tempo beschleunigen. Konkrete Pläne gibt es für drei Strecken: Die Verlängerung der Gleise von Alt-Moabit über die Rathenower Straße zum U-Bahnhof Turmstraße sowie für einen Neubauabschnitt am Ostkreuz und für den Lückenschluss zwischen der Karl-Ziegler-Straße in Adlershof und dem S-Bahnhof Schöneweide. Auf der Wunschliste steht zudem die Verbindung vom Alexanderplatz zum Leipziger/Potsdamer Platz, für die aber noch nicht einmal die endgültige Trasse festgelegt ist. In Mahlsdorf soll die Tram künftig am Bahnhof halten; zudem ist abschnittsweise ein zweites Gleis geplant. Und auch das neueWohngebiet Elisabeth-Aue in Pankow soll mit der Tram erschlossen werden. Geisel hält es für möglich, nach 2025 die Straßenbahn auch wieder zum Zoo oder nach Steglitz fahren zu lassen.

Doch die Ausbaupläne führen nicht immer zu Begeisterungsstürmen. Es gibt Autofahrer, die sich vor den stählernen Ungeheuern auf der Straße fürchten, Anwohnern sind die Bahnen oft zu laut, vor allem beim Durchfahren von Kurven. Und beim Bauen werden Straßen zum Teil jahrelang lahm gelegt. Auf der Invalidenstraße war seit Mitte 2011 gebaut worden; fertig wollte man bereits 2013 sein. Nach ganz alten Plänen sollte die Straßenbahn den Hauptbahnhof bereits zu dessen Eröffnung erreichen: im Mai 2006.

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