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Das Rad der Geschichte: Langfristig soll das Gelände wieder ganz zugänglich gemacht werden.

© Schöning/Imago

Plänterwald: Spreepark öffnet für tausende Besucher

Seit 2002 liegt er brach: An diesem Wochenende sind Tage der offenen Tür im einstigen Vergnügungspark.

Die Gelegenheit ist selten: Einfach so aufs Gelände des Spreeparks, dessen Pforte sich sonst nur für jene öffnet, die eine Führung gebucht haben. An diesem Wochenende hat die für das Treptower Areal verantwortliche Grün Berlin zu den „Tagen des offenen Spreeparks“ geladen.

Als Kind habe ich oft den Park besucht, dafür haben wir unser Taschengeld gespart und ewig angestanden“, erzählt die 34-jährige Ellen Wicher. Am Sonnabend stand sie wieder an, will wissen, was aus dem Park geworden ist und hat ihre Tochter Samira mitgebracht. Auch Michael Gläß hofft auf eine baldige Wiedereröffnung: „Dann fahre ich so lange Achterbahn, bis ich vom Schreien nicht mehr sprechen kann – wie früher.“

Seit 2002 liegt das Gelände brach, die Pflanzen überwuchern Karussell und Achterbahn. Dazwischen liefen am Sonnabend tausende Besucher umher, bis zur Mittagszeit wurden bereits 4000 gezählt, erwartet wurden 8000. Gut möglich, dass es bei schönem Wetter am Sonntag nochmal genauso viele werden. Die Gäste balancieren auf den Schienen der alten Parkeisenbahn und gucken sich das Spuktheater unter dem Riesenrad am.

Familie Wicher beim Tag der offenen Tür: Tochter Samara, Mutter Ellen, Vater Mark (v. li.).
Familie Wicher beim Tag der offenen Tür: Tochter Samara, Mutter Ellen, Vater Mark (v. li.).

© Corinna von Bodisco

Es gibt auch Einblicke ins "Eierhäuschen"

Grün Berlin will den etwa 25 Hektar großen Park wieder zugänglich machen. Wie das genau aussehen soll, wird seit 2016 in einem Bürgerbeteiligungsprozess geplant. Laut Bebauungsplan „kann 2021 der erste Spatenstich gesetzt werden“, berichtet Grün-Geschäftsführer Christoph Schmidt am Sonnabend.

Was schon feststeht: Das im 19. Jahrhundert errichtete Ausflugslokal „Eierhäuschen“ soll Raum für Ausstellungen, Gastronomie und temporäre Künstlerresidenzen bieten. Gerade ist es noch komplett mit einem Baugerüst verkleidet, vier Räume können bereits besichtigt werden.

[Am Sonntag, 14. September, sind die Türen des Parks nochmal von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Kiehnwerderallee 1-3. Mehr Infos auf der Website von Grün Berlin.]

Eine andere Baustelle ist die Anbindung. Der Spreepark ist abgelegen und „es gibt keine Parkplätze vor Ort, wir empfehlen die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr“, steht auf der Website von Grün Berlin. Das soll sich zur Wiedereröffnung ändern. „Wir planen eine wasserseitige Anbindung und ein Shuttleservice zu den S-Bahn-Stationen.“

Ob alle Fahrgeschäfte restauriert werden, ist noch unklar

„Ich habe Angst, dass es ein bisschen voll wird“, befürchtet ein Nachbar. Er selbst ist zu Fuß in zehn Minuten am Park und hat keine Lust auf parkende Autos und Touristen. Zwar sei das Ziel von Grün Berlin, im Park „Kunst, Kultur und Natur behutsam zu vereinen“, doch so ruhig und verlassen wie in den letzten Jahren wird der Spreepark nicht bleiben.

An diesem Wochenende überlagern sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch Treptow-Köpenicks Bürgermeister Oliver Igel (SPD) schaute vorbei. „Viele Leute haben Kindheitserinnerungen an diesen besonderen Ort, er muss wieder belebt werden.“ Ob alle Verkehrsgeschäfte restauriert werden, stehe noch nicht endgültig fest. „Der Park wird nicht mehr so genutzt werden wie früher. Eine Restaurierung könnte passieren, das wird sich im nächsten Beteiligungsprozess 2020 zeigen“, sagte Heidrun Fleischer von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz dem Tagesspiegel.

An den Tagen der geöffneten Tür gibt es kostenfreie Führungen und Workshops zu Erinnerungskultur oder Filmproduktion. In der Werkhalle gibt es Platz für Zukunftswünsche, an der „Bacteria-Bar“ werden Getränke aus Blüten, Gewürzen oder Baumsäften genossen – zumindest das gab’s früher nicht.

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