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Plan der Bildungssenatorin: Berlin will Pensionäre gegen Lehrermangel einsetzen

Bildungssenatorin Scheeres plant, erfahrene Lehrer mit mehr Geld länger im Beruf zu halten – auch zur Betreuung von Quereinsteigern.

Der Berliner Senat will wegen des Lehrermangels Anreize schaffen, um Pädagogen nach dem 65. Lebensjahr in den Schulen zu halten. Sie sollen nicht nur weiter unterrichten, sondern auch bei der Einarbeitung der Quereinsteiger helfen. Dies kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) an. „Wir benötigen die langjährigen Erfahrungen dieser Lehrkräfte“, sagte die Senatorin dem Tagesspiegel. Daher sei es „dringend erforderlich, den Pensionären einen höheren Zuverdienst zu ermöglichen“.

Allerdings konnten sich Scheeres und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) noch nicht auf Details einigen: Im Kern geht es um die Frage, wie den Pädagogen das Weiterarbeiten schmackhaft gemacht werden könnte. Bislang lohnt es sich nämlich nicht, weil es eine gesetzliche Zuverdienstgrenze gibt. Andere vom Lehrermangel geplagte Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Sachsen schaffen großzügige Regelungen, während der Senat noch diskutiert.

Warum ausgerechnet Berlin noch nicht weiter ist, ist unklar, denn seit vier Jahren ist der Mangel so groß, dass es ohne Quereinsteiger nicht mehr geht: Ihr Anteil an den Neueinstellungen stieg 2017 auf 40 Prozent. Bereits 2014 war im Zusammenhang mit den in Pension gehenden Lehrern für Mangelfächer wie Informatik oder Physik von „Goldstaub“ die Rede, den man keinesfalls verlieren dürfe. Dennoch geschah nichts, um die Kräfte zu halten. Stattdessen werden die wenigen Lehrer, die überhaupt weiterarbeiten wollen, dadurch vergrault, dass sie für ihren Einsatz kaum den Mindestlohn erhalten.

Quereinsteiger sind oft überfordert

Gleichzeitig setzte die Bildungsverwaltung einseitig auf Quereinsteiger, um die Lücken zu stopfen. Angesichts der damit einhergehenden Probleme entschied die rot-rot-grüne Koalition kürzlich, dass die überforderten Neulinge vom Sommer an besser angeleitet werden sollen – durch erfahrene Lehrer. Dies aber wäre laut Bildungsverwaltung der ideale Einsatzort für Pensionäre. Darum drängt Scheeres jetzt auf eine rasche Lösung.

Wenn das Schulsystem nicht von Grund auf reformiert wird, werden sich immer weniger Menschen finden, die bereit sind unter diesen Umständen zu arbeiten. Ähnlich, nur noch schlimmer ist es bei Ärzten und beim Pflegepersonal.

schreibt NutzerIn akito

So rasch geht es aber offenbar nicht, denn es gibt Bundesgesetze, die eine „doppelte Alimentation“ aus öffentlicher Hand – also Pension plus Gehalt – erschweren. Mindestens seit September 2017 ist Scheeres darüber „im Gespräch“ mit dem Finanzsenator, wie ihr Sprecher damals mitteilte. Als der Tagesspiegel am vergangenen Freitag erneut nach dem Ergebnis fragte, teilte die Finanzverwaltung mit, es gebe einen „intensiven Austausch“, dem „in Kürze ein Chefgespräch“ folgen werde. Man sei „im Einvernehmen hinsichtlich des weiteren Vorgehens, um die Situation an den Schulen zu verbessern“.

Mehr als jeder Dritte geht in Pension

Offenbar reicht das „Einvernehmen“ aber noch nicht für eine Lösung, wodurch Scheeres weiter unter Druck gerät. Sie ist dringend darauf angewiesen, Pensionäre zu halten, denn deren Gruppe ist groß: Mehr als jeder dritte Berliner Lehrer geht bis 2030 in Pension, zusätzlich erhöht sich der Bedarf durch die Zuwanderung, durch steigende Fallzahlen von Förderkindern sowie den Ausbau des Ganztagsbetriebs, ohne dass genügend Nachwuchskräfte ausgebildet worden wären.

Auch Bundesländer wie Niedersachsen oder Bayern sind – insbesondere im Grundschulbereich – in einer vergleichbaren Lage. Allerdings setzen sie nicht so einseitig auf den Quereinstieg wie Berlin, sondern haben längst andere Notmaßnahmen eingeleitet: Sie bieten nicht nur Verbesserungen für Pensionäre und erschweren Frühpensionierungen, sondern schaffen auch Anreize für Teilzeitkräfte, ihr Stundenvolumen zu erhöhen. Selbst Zwangsversetzungen von Gymnasien zu Grundschulen gehören zum Repertoire.

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