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Berlin: Planungswirrwarr erhöhte die Kosten beim Knoten Berlin

Insider hatten es schon vor den Wirtschaftsprüfern auf den Punkt gebracht: Der Planungswirrwarr ist wie ein "Bermuda-Dreieck", in dem vieles verloren geht, was dann Zeit und Geld kostet, sagte ein Kenner bereits 1999 gegenüber dem Tagesspiegel. Jetzt hat sich im Prinzip dieser Einschätzung auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutsche Revision angeschlossen.

Insider hatten es schon vor den Wirtschaftsprüfern auf den Punkt gebracht: Der Planungswirrwarr ist wie ein "Bermuda-Dreieck", in dem vieles verloren geht, was dann Zeit und Geld kostet, sagte ein Kenner bereits 1999 gegenüber dem Tagesspiegel. Jetzt hat sich im Prinzip dieser Einschätzung auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutsche Revision angeschlossen. Sie war vom Bahnvorstand beauftragt worden, die Ursachen der Kostensteigerungen bei den Großprojekten der Bahn in Berlin und bei der Neubaustrecke Köln - Frankfurt (Main) zu finden. Ihr Fazit: Schlamperei und Missmanagement führen zu Kostensteigerungen bei beiden Renommierprojekten bis zu fünf Milliarden Mark.

In Berlin wollte die Bahn besonders effizient bauen. Insgesamt sollen in den Ausbau des Bahnknotens Berlin 20 Milliarden Mark gesteckt werden, die zum größten Teil aus der Bundeskasse kommen. Um die Planung nicht dem behäbigen Behördenapparat zu überlassen, wurden unter dem damaligen Bahnchef Heinz Dürr Projektgesellschaften gegründet. In Berlin kümmerte sich zunächst die Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich (PVZB) vornehmlich um den Bau des Nord-Süd-Tunnels. Sie ging später in der DB Projekt Knoten Berlin GmbH auf, die die anderen Bahnbauprojekte in der Stadt koordinierte.

Der erste PVZB-Geschäftsführer Fritz Vollrath war 1995 nur wenige Monate im Amt. Wegen Unstimmigkeiten bei der Planung musste der aus Düsseldorf gekommene Tunnelbauexperte wieder gehen. Sein Nachfolger Dieter Mönnich übernahm dann 1996 zusammen mit Horst Heller und Jürgen Wilms die Geschäftsleitung bei der Knoten Berlin GmbH. Mönnich wurde später beurlaubt, kehrte dann aber vorübergehend als Projektleiter für den Ausbau des Nordkreuzes zum Knoten zurück, bis es wieder zum Abschied kam.

Für Jürgen Wilms, der für den technischen Bereich zuständig war, kam Ende 1998 das Aus beim Knoten. Die Bahn trennte sich von ihm, nachdem ihm die Staatsanwaltschaft Bochum vorgeworfen hatte, als Leiter bei der Hochtief AG an Preisabsprachen beim U-Bahn-Bau in Essen beteiligt gewesen zu sein. Das Verfahren wurde später gegen eine Geldbuße eingestellt. Hochtief ist auch beim Ausbau des Bahnknotens Berlin beteiligt.

Auch Horst Heller, verantwortlich für den kaufmännischen Bereich innerhalb des Knotens, wurde abgelöst. Er war aus dem Daimler-Benz-Konzern gekommen. Inzwischen bilden Siegfried Knüpfer für die Technik und Günter Haass für den kaufmännischen Bereich die Geschäftsführung des Knotens. Die Gesellschaft wird derzeit umstrukturiert und mit der Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH (PBDE) zusammengelegt. Sie war für die Bahnbauten innerhalb der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit zuständig.

Kontrolliert wurden die Projektgesellschaften von Aufsichtsräten, in denen unter anderem der damalige Konzernbeauftragte für Berlin, Werner Remmert, der für die S-Bahn und später für den Fernverkehr der Bahn AG zuständige Axel Nawrocki und das für den Bereich Netz zuständige Vorstandsmitglied Peter Münchschwander saßen.

Doch nicht nur innerhalb der Planungsabteilung gab es permanente Änderungen. Von Anfang an waren auch die Absprachen kompliziert - innerhalb des aufgesplitterten Bahnkonzerns, aber auch mit der Bundesregierung und dem Senat. Hinzu kommt das Eisenbahnbundesamt, das die Pläne jeweils genehmigen und die Mittel bewilligen muss. Diese Konstellationen ließen Insider vom Bermudadreieck sprechen.

Die Wirtschaftsprüfer kamen jetzt nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zu dem Ergebnis, beim Bau des Verkehrsknotens Berlins sei die "Organisation der Bedeutung des gesamten Projekts nicht angemessen" gewesen.

kt

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