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Auferstanden aus Ruinen? Dieses DDR- Kunstwerk hängt wieder.

© dpa

Platten auf die Platte: Walter Womackas Wandbild feiert Comeback

Auferstehung an der Häuserwand: Nach fast drei Jahren ist das Wandbild von Walter Womacka aus der Versenkung geholt worden und hängt jetzt wieder am Spreeufer.

Der Maler Walter Womacka, zumindest eines seiner Werke, feierte gestern eine Art Wiederauferstehung: 200 Freunde, Weggenossen und Jünger des Meisters trafen sich an der Ecke Sperlingsgasse/ Friedrichsgracht, wo am Giebel eines rekonstruierten Hauses für ein riesiges Wandbild zum zweiten Mal nach 45 Jahren die Hüllen fallen gelassen wurden. „Der Mensch, das Maß aller Dinge“ entstand 1968, es ist 90 Quadratmeter groß und aus 360 emaillierten, vielfarbigen Kupferplatten zusammengesetzt. Das Monumentalwerk hing am früheren Bauministerium an der Breiten Straße, das gerade abgerissen wird. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hatte die Kacheln Stück für Stück abgenommen – kurz nachdem Womacka am 18. September 2010 mit 84 Jahren gestorben war. Statt monumental-plakativ hatte Womacka nach der Wende ohne Pathos, fast intim, gemalt, verzückt von der Schönheit der Natur.

Die WBM konnte es nicht mit ansehen, wie das Werk eines prominenten Künstlers, der Teile der City Ost gestaltet hatte, der Abrissbirne anheimfiel. Beim „Rückbau“ des Außenministeriums waren mehrere Womacka-Friese und -Bilder im Schutt verschwunden, das sollte sich nicht wiederholen. „Als Teil der jüngeren deutschen Kunst- und Architekturgeschichte sowie als identitätsstiftender Spiegel ortsspezifischer Geschichte sind Womackas baugebundene Arbeiten im Stadtraum von größtem Wert“, sagt Steffi Pianka, Pressesprecherin der WBM.

„Leben und Werk Walter Womackas sind ungleich mehr, als eine Wohnungsbaugesellschaft enthüllen kann.“ WBM-Geschäftsführer Lars Ernst bezeichnete die Rückkehr als Hommage an Walter Womacka, der 50 Jahre in Berlin gearbeitet hatte, und Fritz Böhme vom WW-Freundeskreis dankte der WBM „für die Rückgabe des Bildes an die Stadt und ihre Gäste“. Leonie Baumann, Rektorin der Kunsthochschule Weißensee, erinnerte daran, dass Womacka 20 Jahre Rektor dieser Schule war und einmal geschrieben hat, dass an Bauten beteilige Künstler „behandelt wurden wie Klempner und Elektriker“.

Womackas  „Staatskunst“ begegnet einem vor allem am Alexanderplatz: 1962 bis 1964 entstanden die „Bauchbinde“ am Haus des Lehrers, ein Kupferrelief am Haus des Reisens und der Alex-Brunnen. Das Bild „Wenn Kommunisten träumen“ wanderte vom Palast der Republik ins Depot, eine Glaswand mit der Geschichte der Arbeiterbewegung dagegen begrüßt die Studenten einer Manager-Eliteschule, wenn sie ins einstige Staatsratsgebäude eilen. So hat die jüngere Berliner Geschichte im zerfurchten Gesicht der Stadt Spuren hinterlassen, die vom sozialistischen Realismus und seinen Verfechtern erzählen. Petra Pau von den Linken findet das neue alte Bild ein „erfreuliches Zeichen von Respekt, das den Betrachter erfreut und auch ein wenig ermahnt“.

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