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Platz am Alexa

© Tsp

Berlin: PLATZ AM ALEXA

Alexa-Bashing, ja, das ist nicht besonders originell. Doch das Grauen ist weniger innerhalb als außerhalb des Einkaufszentrums zu Hause: am Hinterausgang des Bunkers, Ecke Dircksen- und Voltairestraße.

Alexa-Bashing, ja, das ist nicht besonders originell. Doch das Grauen ist weniger innerhalb als außerhalb des Einkaufszentrums zu Hause: am Hinterausgang des Bunkers, Ecke Dircksen- und Voltairestraße. Dort brennen Lampen, die aussehen, als hätte ein Riese brennende Zigaretten auf Betonplatten gestellt. Rosa Stein korrespondiert mit der Farbe der Mall, so dass sich der

windumtoste Fußgänger in Jaipur, Indiens „rosa Stadt“, wähnt. Und stammen die

abgerockten Lavendelpflänzchen nicht von Blume 2000? Als Höhepunkt schwebt über allem Woody-Allen-mäßig die riesige nackte Brust einer Frau. Fassadenmalerei des

21. Jahrhunderts.

Sicher, das Konzept des Platzes mag in sich stimmig sein: Die Planer haben mit voller Absicht die Umgebung ignoriert. Die S-Bahnbögen, anderswo genial genutzt, werden nicht mit einbezogen, dort herrscht Leerstand, nur ein Bushido-Shop und ein Tattoo-Studio warten auf Kunden. Sehr witzig, dass ein italienisches Restaurant ausgerechnet „Piazza del Alexa“ heißt. Die Piazza als zentrale gute Stube einer Stadt – weiter entfernt könnte die Alexa-Tristesse von diesem Ideal nicht sein. Hier soll das Verweilen gezielt verhindert werden, damit sich Zara, H&M und all die anderen als sichere Heimathäfen inszenieren können.

Die gute Nachricht: Der namenlose Platz wird in seiner Hässlichkeit (schon der Regierende nannte das Alexa „Ort der Hässlichkeit“) bald in den Hintergrund geraten. Im Advent geht es auf der gerade noch als Parkplatz genutzten Brache nebenan wieder endbesinnlich zu. Der „Weihnachtsmarkt“ wird eröffnet. Mit 2,5 Millionen Gästen rechnen die Veranstalter dieses Jahr. Ein Glück, dass Lavendel eine echte Berliner Pflanze ist: Er ist winterhart. Esther Kogelboom

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