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Louise-Schroeder-Platz: Raum für Hunde- und Flaschenbierfreunde?

Den Louise-Schroeder-Platz in Wedding bürgerfreundlich umzugestalten, ist eine Herkulesaufgabe. Diesem speziellen öffentlichen Raum helfen wohl nur noch radikale Ideen. Motto: Vom Nutzer her denken!

Von Markus Hesselmann

Eigentlich ist der Louise-Schroeder- Platz, den wir wie viele andere Berliner Stadtplätze in unserer Aktion "Platz da!" verschönern helfen wollen, ein hoffnungsloser Fall. Was soll man schon anfangen mit einer Grünanlage, die bestenfalls noch Hundefreunde und Flaschenbierfans anzieht? Die Frage ist doch, warum man sich überhaupt noch die Mühe macht, diesen Stadtplatz und seinen Park für Steuergeld halbwegs instand zu halten? Können die Mittel, die dafür aufgebracht werden, sisyphusartig eine in Ansätzen bürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten, nicht sinnvoller eingesetzt werden? Sollte man nicht konsequent hier prenzlauerbergnah eine schöne Wohnanlage bauen, um die Attraktivität dieses Weddinger Kiezes zu steigern und ihn ein bisschen – ja, das ist nicht per se ein negativer Begriff – zu gentrifizieren?

Eine andere, entgegengesetzte, aber ebenso diskutable Lösung wäre, den Platz radikal auf seine jetzigen Zielgruppen hin zuzuschneiden – und zu hoffen, dass diese so etwas wie Verantwortungsgefühl für ihr ureigenes Terrain entwickeln. Wir sollten uns in unserem Lebensumfeld von der Illusion verabschieden, dass nur Staat und Behörden zuständig sind und sich ohne unser Engagement als Bürger etwas auf Dauer lebenswert halten und womöglich sogar weiterentwickeln lässt. Das Geld der Bezirksämter reicht ja weder für eine nachhaltige Pflege der Grünanlagen noch dafür, Rücksichtslosigkeit und Verwahrlosung mithilfe einer hinreichenden Zahl von Ordnungskräften entgegenzuwirken. Hinzu kommt, dass wir in einer bewusst liberalen Stadt leben, in der starre Vorschriften und Verbote weder durchsetzbar noch wünschenswert sind.

Jede Neuplanung des Louise-Schroeder-Platzes als Stadtplatz hätte demnach im Sinne der jetzigen Nutzer zu erfolgen. Und tatsächlich zieht die Grünfläche nicht nur Trinker und Hundehalter an, sondern zum Beispiel auch türkische Frauen und türkische Männer, die sich dort zum Plausch treffen. Das ist eine Zielgruppe, die unbedingt anzusprechen und deren Vorstellungen in Planungen einzubeziehen wären. Gut vorstellbar, dass eine ausgewiesene Picknick- oder Grillfläche Akzeptanz fände. Oder vielleicht ein Teehäuschen im Park?

Auch die anderen Parknutzer sind keine Unmenschen. Wir sollten uns um sie bemühen. Da wären zuallererst die berlinnotorischen Hundefreunde, von denen es auch am Louise-Schroeder- Platz die meisten nicht schaffen, die Hinterlassenschaften ihrer kleinen und großen Freunde zu beseitigen. Sie einfach zu vertreiben ist aber nicht möglich – zum Glück. Diese Leute brauchen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Ein Hundeauslaufgebiet sollte hier – wie in Berlin ohnehin immer – Teil einer neuen oder umgestalteten Grünanlage sein. Dazu Kotbeutelspender samt Mülltonnen und ein paar freundlich, aber deutlich formulierte Hinweisschilder, dass die übrigen Grünflächen doch bitte den Zweibeinern vorbehalten bleiben.

Auch die Trinker lassen sich nun einmal nicht einfach wegschicken. Eigentlich wäre es nur konsequent, wenn wir in öffentlichen Grünanlagen eine Art Partyzonen einführten, in denen Alkoholkonsum explizit zulässig ist. Im Gegenzug muss der Rest des Parks aber dann kronkorken- und scherbenfrei sein.

Wollen Sie Ihre Meinung zu einer möglichen Neugestaltung des Louise-Schroeder-Platzes sagen? Dann kommen Sie zu unserer Gesprächsrunde, die es wie zu jeder "Platz da!"-Folge direkt am Platz gibt. So könnte es also aussehen, das neue Gesicht des Louise-Schroeder-Platzes, wenn es nach den Vorstellungen der Planer des Büros Seebauer, Wefers und Partner geht. Wir laden Sie ein, am Freitag, 25. Mai, über das Konzept der Landschaftsarchitekten zu diskutieren. Mit dabei sind neben den Planern auch Sabine Weißler, Stadträtin für Weiterbildung, Umwelt und Naturschutz von Mitte, Werner Schmitt, Mieterbeirat der Seniorenwohnanlage der Kaiser-Wilhelm- und Augusta-Stiftung, Superintendent Martin Kirchner (Stiftung Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg) und der Vorstandschef der Bäder-Betriebe, Klaus Lipinsky. Es moderiert Markus Hesselmann, Leiter der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels. Ort: Restaurant „Seepferdchen“ im Kombibad Seestraße, Seestraße 80. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr mit einem kurzen Beamer-Vortrag der Planer, anschließend Diskussion über die Ideen. Ende: 20.30 Uhr. Der Zugang ist behindertengerecht. Der Eintritt ist frei.

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