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Berlin: Platzeck froh, Schönbohm geschlagen

SPD hofft auf alle zehn Direktmandate. Bei der Union ist die Enttäuschung groß

Potsdam - Bei der Brandenburger SPD herrschte nach der Wahl Erleichterung. Ministerpräsident Matthias Platzeck sagte angesichts der ersten Hochrechnungen im RBB: „Seit sich die Menschen mit Programmen und Kandidaten auseinander gesetzt haben, haben wir zehn Prozent in vier Wochen gewonnen.“ Zu möglichen Koalitionsbildungen erklärte Platzeck sichtlich gut gelaunt: „Ich glaube, wir haben spannende Tage vor uns.“ Eine gemeinsame Regierung mit der Linkspartei schloss er aus. Gegenüber einer großen Koalition auch auf Bundesebene äußerte sich Platzeck reserviert: „Landeskoalitionen sind etwas völlig anderes.“ Nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen äußerte sich Platzeck auch zu seiner eigenen Zukunft: „Ich bleibe da, wo ich hingewählt worden bin“, ein Wechsel in die Bundespolitik stehe nicht an, sagte der Ministerpräsident. Auch der brandenburgische Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, Steffen Reiche, gab sich in einer ersten Reaktion zufrieden. „Wir haben zwar an Stimmen verloren, aber besser abgeschnitten, als es uns zugetraut worden war“, sagte Reiche.

Freuen konnten sich auch die Freien Demokraten. Ihr Landesvorsitzender Heinz Lanfermann erklärte den bundesweiten Erfolg seiner Partei so: „Wir hatten das mutigste Programm.“ Die brandenburgische Fraktionschefin von Linkspartei.PDS, Dagmar Enkelmann, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Abschneiden ihrer Partei. Es sei das Ziel erreicht worden, in Fraktionsstärke in den Bundestag einzuziehen, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linkspartei.PDS. Eine Koalition mit SPD und Grünen schloss sie aus, da diese keine Partner für einen Politikwechsel seien.

Große Enttäuschung hingegen im Lager der Union. Der CDU-Landesvorsitzende und brandenburgische Innenminister, Jörg Schönbohm, versuchte sich allerdings, gefasst zu geben, als die ersten Ergebnisse mit dem nicht erwarteten schlechten Abschneiden seiner Partei bekannt wurden. „Wir hätten uns ein klareres Ergebnis für Schwarz-Gelb gewünscht“, sagte Schönbohm nüchtern. Er ging davon aus, dass viele, die sonst CDU wählen, jetzt ihre Stimme der FDP gegeben haben. Nach dem ersten Zwischenergebnis erreichte die SPD in Brandenburg 36,6 Prozent der Zweitstimmen. Die CDU lag bei 20,4 Prozent, die Linke.PDS bei 26,1 Prozent, die FDP bei 6,7 Prozent und die Grünen bei 4,8 Prozent. Bei den sonstigen Parteien lag danach die NPD bei 3,6 Prozent.

Ministerpräsident Platzeck hatte sich bereits am Mittag bei seinem Gang zur Wahlurne an diesem sonnigen Achtzehnten aufgeräumt und locker gezeigt. Seinen Brandenburger Sozialdemokraten hatten die Demoskopen schon in den letzten Wochen entgegen dem Bundestrend vorausgesagt, im Land stärkste Partei zu werden. „Wer hätte vor drei Wochen der SPD in Brandenburg zugetraut, dass sie bei dieser Wahl stärkste Kraft werden könnte“, sagte Platzeck vor dem Wahllokal gut gelaunt in eine Fernsehkamera. „Das Ziel ist realistisch. Und ich hoffe, dass wir auch die zehn Direktmandate holen.“ Hatte Platzeck keine Sorge, seinen CDU-Vize Jörg Schönbohm in der Koalitionsregierung zu verlieren, falls die von ihm geführte märkische Union eine saftige Niederlage einfahren? Als Schönbohm am Nachmittag im Wahllokal in der Seniorenresidenz „Augustinum“ in Kleinmachnow seine Stimme abgab, war er noch launig: „Ich habe gerade im Tennis gewonnen. Das wird heute so weitergehen.“ Er wirkte nicht wie ein möglicher Verlierer, nicht wie einer, der bei einer deutlichen Niederlage seiner Christdemokraten in Brandenburg das Handtuch werfen würde.

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