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Berlin: Pleite produziert

Nach dem Konkurs eines Fernsehstudios gibt es Streit um den Medienstandort Eiswerder

Die Insolvenz des Eventisland-Fernsehstudios hat die Diskussion um die Zukunft von Eiswerder erneut angefacht. Das Spandauer Bezirksamt hält an seinen Plänen fest, die idyllisch gelegene Havelinsel als Medienstandort zu entwickeln. Die Grundstückseigentümer fordern neue Gespräche über einen Kompromiss, der auch eine lukrativere Wohnbebauung zulässt. Sie werfen dem Bezirk vor, Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe zu blockieren. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung drängt auf eine schnelle Lösung, da Eiswerder mit der Auflösung der landeseigenen Wasserstadt GmbH bis Ende 2006 aus dem Entwicklungsgebiet entlassen werden soll.

Im März hatte Baustadtrat Carsten Röding (CDU) das Bezirkskonzept in den Räumen von Eventisland vorgestellt. Damals präsentierte sich die Firma als Keimzelle für den „Medien-, Event- und Tagungsstandort“. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft hat dem Unternehmen Fördermittel und eine Bürgschaft in sechsstelliger Höhe gewährt. Doch am 5. Oktober hat Fernsehstudio Berlin Eventisland GmbH Insolvenz beantragt. Zu den Hintergründen will sich Geschäftsführer Dietmar Püschel unter Hinweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Man habe sich ein Jahr lang vergeblich um ein Sanierungskonzept bemüht, sagt Ludger Harbert, Geschäftsführer des Eigentümers ERKA, einer Tochter des Energiekonzerns Eon. Doch die Bank habe nicht mitgezogen. Harbert räumt ein, dass man während der Gespräche eine vertraglich vorgesehene Mieterhöhung vorgenommen hat, „um Druck zu machen“.

Laut Stadtplanungsamtsleiter Walter Göllner gibt es für Eiswerder inzwischen weitere Interessenten aus dem Medienbereich. Stark frequentierte Events, die Lärm verursachen, schlössen eine Wohnbebauung aus. Und verträgliche Konzepte seien dem Bezirk bisher nicht vorgelegt worden. Bei ihm habe sich kein Medienschaffender gemeldet, sagt Harbert. Die Ufa, Untermieter bei Eventisland, sei an einem Erhalt des Studios, nicht aber an einem Kauf interessiert, sagt Herstellungsleiter Andreas Wamsler.

Funktionieren könne auf Eiswerder nur eine gesunde Mischstruktur, zu der auch Wohnen gehöre, sagt Uli Hellweg, der als Chef der Wasserstadt GmbH die landeseigenen Grundstücke auf Eiswerder verwaltet. Ein Investor will hier eine Seniorenresidenz errichten, Interessenten gibt es für eine Wohnbebauung auf den ERKA-Grundstücken am Südwestufer. Aus den Ausgleichszahlungen für die Wertsteigerung soll die Infrastruktur – auf der Insel gibt es bisher nur marode Straßen und keine Kanalisation – finanziert werden. Hellwig und Harbert fordern nun neue Gespräche für einen Kompromiss.

„Uns geht es darum, die gegenwärtigen Gewerbeflächen kurzfristig aus dem Entwicklungsgebiet zu entlassen“, so Martina Pirch von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die weitere Entwicklung sei dann Sache Spandaus. „Unser Ziel ist es, zu einer Lösung zu kommen, mit der alle leben können.“

Staatssekretärin Hella Dunger-Löper hat sich dem Vernehmen nach wegen des bisher zögerlichen Fortgangs beim Bezirksamt kritisch zu den Spandauer Planungen geäußert. Baustadtrat Carsten-Michael Röding zeigte sich, wie verlautet, irritiert darüber, dass die Hauptverwaltung die Interessen der Eigentümer unterstützt.

Rainer W. During

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