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Berlin: Plötzlich klaffte ein Riss im Eis

Mehrere Menschen auf Tegeler See eingebrochen - Die Polizei warnt auch vor dem Schlachtensee

Tausende Menschen strömten gestern auf die Eisflächen, allen Warnungen der Polizei zum Trotz. Meist ging es gut, doch am Nachmittag brachen zwei Erwachsene im Tegeler See ein. Sie konnten sich selbst retten. Wenig später brach ebenfalls am Tegeler See ein Vierrad-Motorrad, ein so genanntes Quad, zwischen Greenwichpromenade und Hasselwerder ein, der Fahrer konnte sich retten.

Gegen 15 Uhr hatten Anwohner im Osthafen mehrere Menschen auf dem Eis gesehen und die Polizei gerufen, diese rief die Personen vom Eis. Dort wird die Eisdecke noch durch Eisbrecher aufgerissen, zudem ist in der Nähe ein Heizkraftwerk. Deshalb gilt gerade die Spree als gefährlich.

Nach den Vorfällen am Tegeler See forderte die Polizei gestern per Hubschrauber 250 Personen auf, das Eis zu verlassen. Etwa 150 Meter vom Ufer entfernt klaffte plötzlich auf Tegeler Seite ein 500 Meter langer und meterbreiter Riss. Das Ufer wurde daraufhin mit Flatterleinen abgesperrt.

Auf dem Schlachtensee im Südwesten Berlins rutschten derweil Kinder auf Kufen über den Schlachtensee über das Eis. Erwachsene schieben Kinderwagen und betrachten die nahe der Fischerhütte aufgestellten bunten Buddy Bären. Unicef sammelt dort für pakistanische Erdbebenopfer. Etwas abseits stehen einige Einsatzkräfte der Feuerwehr mit roten Rettungsschlitten, die aussehen wie Tretboote ohne Pedale. Unter ihnen ist Wolfgang Rowenhagen, der das sonntagnachmittägliche Treiben kritisch beäugt. Ganz wohl sei ihm nicht bei der Sache, sagt er. Keine der Berliner Eisflächen sei freigegeben und eine Sicherheitsgarantie könne man nur für das künstliche Eis der Eislaufhallen geben.

Außerdem, sagt Rowenhagen, seien die Leute oft schlecht über zugefrorene Gewässer und deren Gefahren informiert. Kaum einer wisse beispielsweise, ob unter der Fläche, die er gerade betritt nicht eine Wasserleitung verläuft. Der Bruch einer solchen Leitung hatte vergangene Woche dafür gesorgt, dass sich in der Eisdecke des Müggelsees ein etwa fünf Meter großes Loch bildete, vor dem die Wasserschutzpolizei mit Markierungen und Lautsprecherdurchsagen warnt.

Aufgrund dieser und anderer Gefahren wird Rowenhagen nicht müde, Umstehenden zu erzählen, wie brüchig das Eis beispielsweise in Ufernähe sein kann, besonders wenn es mit Ästen in den See hängender Bäume durchsetzt ist und wie schnell jemand, der ins Eis einbricht das Bewusstsein verliert. Bei drei Grad Celsius kaltem Wasser dauere dies nur etwa drei Minuten – danach würde die sowieso schon schwierige Bergung noch komplizierter.

Die wenigsten der Schlachtensee-Besucher verlassen nach den Warnungen das Eis. So auch Frank Schneider. Der 70-Jährige mimte für eine Demonstration der Feuerwehr den Eingebrochenen, legte sich aufs Eis und ließ sich von einem in dickes Neopren gekleideten Taucher mit einem Rettungsschlitten bergen. „Es ist so kalt wie lange nicht mehr. Ich habe den See schon in Jahren betreten, in denen das Eis viel dünner war“, sagt er.

Der Wasserschutzpolizist Hans-Jörg Braun, der aufpasst, dass sich nicht zu viele Besucher um die Buddy-Bären scharen, hat ähnliche Erfahrungen gemacht wie Rowenhagen: Die Spaziergänger ziehe es aufs Eis. Nur ein älteres Ehepaar habe nach seinen Ausführungen den gefrorenen See verlassen, sagt Rowenhagen. Er hofft, dass die Besucher sich an die Aktion erinnern, wenn das Tauwetter einsetzt und sich von Eisflächen fern halten. kö/Ha

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