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Vorm Testzentrum Ost bildete sich am Montag kontinuierlich eine Schlange.

© Corinna Cerruti

Update

Plötzlich positiv: Fürs Berliner Schnelltest-Zentrum braucht man ein Smartphone und Geduld

Seit Montag bietet Berlin kostenlose Schnelltests an. In vier der Zentren kommt man auch ohne Termin an die Reihe. Wie läuft der Start? Ein Besuch.

Von Corinna Cerruti

Der Besuch am Testzentrum Ost beginnt mit einem Schock: Kurz vor dem Eingang zur Lichtenberger Max-Taut-Schule nähert sich eine Familie mit Kindern der Warteschlange und einem der Mitarbeiter. Es sind vielleicht noch anderthalb Meter, als sie den Mann ansprechen: "Wir sind positiv getestet worden."

Was nun? Sie müssten jetzt einen PCR-Test machen, um das Ergebnis zu überprüfen, sagt der Mann vom Testzentrum. Sie sollten einfach in der Nähe warten. Die Familie entfernt sich daraufhin - und setzt sich erst mal auf eine Parkbank.

Wer sich an diesem Montag in Berlin einem kostenlosen Schnelltest unterziehen will, muss Ruhe bewahren - und Geduld mitbringen. 20 bis 30 Minuten Wartezeiten vor dem Schulgebäude sind möglich. Einen Termin muss man bei diesem großen Zentrum, einem von vieren, nicht haben. Empfohlen ist aber eine Vorregistrierung, die man schon zu Hause über die Website vornehmen kann. Wer das noch nicht erledigt hat, kann es auch draußen vor dem Testzentrum noch machen, sein Smartphone muss man ohnehin dabei haben.

Mehrere Plastikaufsteller vor der Eingangstreppe informieren Neuankömmlinge über das Prozedere. Über einen QR-Code auf einem Aufsteller gelangt man zu einem Online-Formular. Neben Mailadresse und Passwort sind auch Name, Adresse und Geburtsdatum einzugeben. Damit kreiert man einen passwortgeschützten Account, über den man später auch das Ergebnis erhält.

Vor einer der Tafeln steht ein Pärchen mittleren Alters, beide schauen wie so viele konzentriert auf ihr Handy. Sie sind ganz überrascht, mit so viel Andrang haben sie heute nicht gerechnet, erzählen die Frau und der Mann. Letzterer heißt Paul Gurner und freut sich sehr über das neue Angebot. Der 44-Jährige plant, sich wöchentlich testen zu lassen. „Ich bin Buchhändler und habe viel Kontakt mit Menschen“, sagt er. Wenn er sich regelmäßig testen lässt, hat er ein besseres Gefühl, auch wenn er seine Kinder abholt. „So beschleicht mich nicht die Angst bei dem kleinsten Halskratzen.“

In der Schlange stehen Leute jeden Alters: Familien mit Kindern, Mittdreißiger, Seniorinnen und Senioren. Letzteren bereitet die Vorregistrierung gelegentlich Schwierigkeiten. Doch drei Mitarbeiter:innen auf dem Vorplatz helfen ihnen - und versuchen nebenbei noch, die Leute in der Schlange an den Mindestabstand zu erinnern. Die Wartenden auf dem Vorplatz tragen ausnahmslos Maske.

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An diesem Montagvormittag steht auch Detlev Beesl in der Schlange. Der Rentner war einfach neugierig, „wie das hier abläuft“. Viel Lob hat er für die „netten Mitarbeiter“ übrig, sie hätten ihm alles gut erklärt. Neben der Schlange wartet Norbert Kramer auf seine Frau. Er wird schnell wütend, als es um das Corona-Management der Bundesregierung geht. Seiner Meinung nach hätte es die kostenfreien Schnelltests früher geben sollen. Der 64-Jährige möchte sich auch gern öfter testen lassen, um seine Mutter im Pflegeheim zu besuchen.

Das hat auch Marina M. vor. Sie begrüßt die kostenfreien Tests, findet auch, es sollte mehr davon geben. „Viele Leute können sich die 25 Euro für einen Test nicht leisten“, sagt die 30-Jährige. Die Bundesregierung verlange ja mehr Eigenverantwortung, die Tests seien ein Mittel dazu.

Wer es bis zur Tür geschafft hat, muss auch noch seinen Personalausweis vorzeigen - ohne dass die Daten notiert würden. Durch den Schulflur geht es geradeaus in eine Aula. In der Mitte befinden sich mehrere Empfangstische mit Schutzverglasung, zwei davon sind an diesem Montagmittag besetzt.

Drinnen muss man erneut Geduld haben. Eine Viertelstunde kann es auch dort dauern, bis eine der vier kleinen Testkabinen erreicht ist. Zuvor scannt eine Mitarbeiterin per Tablet einen personalisierten QR-Code, der bei der Vorregistrierung aufs Handy gesendet wurde. Dann erhält man einen weiteren QR-Code auf Papier - und darf sich in die letzte Schlange einreihen.

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Nach ein paar Minuten ist es so weit: Eine Mitarbeiterin schiebt ein Teststäbchen in ein Nasenloch nach Wahl und weist freundlich darauf hin, bitte nicht zu verkrampfen und einfach weiter zu atmen. Sonst sei es noch unangenehmer.

Das ist in wenigen Sekunden erledigt. Durch eine andere Tür geht es danach wieder nach draußen. Die Schlange vor der Schule ist noch immer lang. Auch die Familie sitzt noch auf ihrer Bank, 25 Minuten später, und wartet vermutlich auf ihren PCR-Test.

Fazit: Das kurzfristig eingerichtete Testzentrum ist am ersten Tag gut organisiert, doch es zeigen sich auch Probleme. Um alles schnell abzuwickeln, wird mehr Personal nötig sein; bei schlechtem Wetter ist zu befürchten, dass die Leute sich alle am Eingang drängeln. Und wie die Leute mit positivem Test von allen anderen ferngehalten werden, scheint noch nicht richtig geregelt zu sein. Die gute Nachricht: Nach 20 Minuten trifft das Schnelltest-Ergebnis per Mail auf dem Handy ein. In diesem Fall: negativ.

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