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Die Poelchau-Schule in Charlottenburg-Nord bildet junge Spitzensportler aus. Das Gebäude, in dem die zukünftigen Athleten herangezogen werden sollen, gleicht jedoch einem Abrissquartier.

© Mike Wolff

Poelchau-Sportschule: Eliteschüler müssen vorerst in Asbest-Bau bleiben

Schimmel, Mardergeruch und nasse Deckenplatten: auch nach der Sanierung der Poelchau-Sportschule treten wieder Schäden auf. Eine Strafanzeige der Eltern wurde jedoch zurückgewiesen.

Berlins Eliteschule des Sports hält einen traurigen Rekord: Seit Jahren besteht in den Räumen der Charlottenburger Poelchau-Schule akute Asbestgefahr, trotzdem müssen die Schüler wohl noch länger dort ausharren. Wenige Wochen nach einer aufwendigen Sanierung gibt es nach Schul- und Elternangaben erneut durchgeweichte und lose Deckenplatten.

Zugleich wurde bekannt, dass sich der geplante Neubau für die Poelchau-Schule im Olympiapark weiter verzögert – und ein Umzug vor 2017 unrealistisch geworden ist. Nach aktuellem Investitionsplan für Berlin soll der Hauptteil der dafür vorgesehenen Gesamtsumme von zwölf Millionen Euro erst 2016 fließen.

Dabei hatte Bildungs-Staatssekretärin Claudia Zinke (SPD) im Juni – bei der Einschulungsfeier aller drei Sport-Oberschulen – die Hoffnung auf einen Umzug 2015 genährt. Dies berichten Eltern und Lehrer übereinstimmend. Darauf hatten sich alle Beteiligten verlassen – bis ihnen die grüne Bürgermeisterkandidatin für Charlottenburg-Wilmersdorf, Elfi Jantzen, den Hinweis auf den Investitionsplan gab.

Jantzen hatte sich kurz zuvor an der Schule umgesehen. Während der Ferien waren 200 defekte und durchnässte Deckenplatten ausgetauscht worden. Zusätzlich wurden die Deckenbereiche, die durch Marderkot und -urin verunreinigt waren, desinfiziert „und mit einer Geruchsüberdeckung versehen“, teilte die Bildungsverwaltung mit.

Zu den neuen Berichten der Schule über abermals auftretenden Schimmel, Mardergeruch und nasse Deckenplatten zitierte Behördensprecherin Beate Stoffers einen Gutachter damit, dass keine erneute Geruchsbelästigung und keine Feuchtigkeit „feststellbar war und Hinweise auf erneute Marderhinterlassenschaften auszuschließen sind“. Und im Gegensatz zum Investitionsplan sagte Stoffers, dass „weiterhin ein Baubeginn im Jahr 2013“ angestrebt werde.

Wie es nach den Wahlen weitergehen soll, ist unklar, zumal in Berlins Schulen insgesamt 800 Millionen Euro für die Sanierung fehlen. Wegen der Zustände in der Poelchau-Schule hatten Eltern Strafanzeige gegen Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) gestellt. Sie werfen ihm Körperverletzung vor, weil er ihre Kinder den Krebs erregenden Asbestfasern aussetze. Jetzt teilte ihnen die Staatsanwaltschaft mit, dass dem Senator „kein strafrechtlich relevanter Vorwurf“ gemacht werden könne. „Pauschale Behauptungen“ reichten nicht aus für einen Anfangsverdacht. In dem Schreiben heißt es jedoch weiter, dass die Abteilung für Umweltdelikte bei der Staatsanwaltschaft eigene Ermittlungen anstellen könne.

Laut Bildungsverwaltung hätten vier Messungen zur Asbestbelastung in den Ferien „null Fasern pro Kubikmeter Luft“ ergeben. Doch die Eltern beruhigt das nicht. Sie verweisen darauf, dass sich seither abermals Deckenplatten gelockert hätten. Gesamtelternsprecher Ali Cakir empört sich über die „Ignoranz“ der Regierungsfraktionen und der Bildungsverwaltung.

Auch die Opposition hält es für unzumutbar, diesen Standort noch Jahre zu nutzen. Im Abgeordnetenhaus wurden am späten Donnerstagabend Anträge von CDU und FDP mit den Stimmen der Regierungsmehrheit abgelehnt. Sie hatten einen raschen Umzug der Schule in ein Containerdorf auf dem Olympiagelände gefordert. Den Einwand, dass das Land kein Geld für diese kostspielige Zwischenlösung habe, lässt Antragsteller Andreas Statzkowski (CDU) nicht gelten. Er verweist darauf, dass das Sportforum Hohenschönhausen von Rot-Rot einen zweistelligen Millionenbetrag erhalten soll.

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