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Berlin: Pößneck statt Berlin

Nach 130 Jahren in Tiergarten verlagert Elsnerdruck die gesamte Produktion nach Thüringen

Berlin verliert erneut ein Traditionsunternehmen. Ende kommenden Jahres verlagert die über 130 Jahre alte Druckerei Elsnerdruck in Tiergarten ihre Produktion komplett ins thüringische Pößneck. Dort hat die BertelsmannTochter Arvato, zu der Elsnerdruck gehört, einen weiteren Standort.

Für die rund 250 Beschäftigten in der Lützowstraße ist die Nachricht ein schwerer Schlag. Sie fühlen sich von der Geschäftsführung betrogen. Denn Elsnerdruck, das vor allem Taschenbücher und Groschenromane für verschiedene Verlage produziert, schreibt schwarze Zahlen. Noch vor kurzem, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Erwin Hamdorf, habe die Geschäftsführung versichert, in der Lützowstraße werde noch bis 2006 produziert.

Thorsten Strauß, Sprecher der Arvato AG in Gütersloh, betont, dass eine Fusion der Standorte in Berlin und Thüringen die einzige Chance sei, auf dem umkämpften Buchmarkt zu bestehen. Der Umzug kostet das Unternehmen einen zweistelligen Millionen-Betrag. Er soll sich trotzdem rechnen, denn in Thüringen wird billiger produziert. Die Beschäftigten dort bekommen 87,5 Prozent des Westgehalts und arbeiten länger. Die Gebäude in Pößneck gehören dem Unternehmen, während sie in Berlin gemietet sind. Ein Umzug in die umgekehrte Richtung kommt für die Konzernleitung nicht in Frage. Pößneck hat 750 Mitarbeiter, drei Mal so viele wie Berlin. Außerdem verweist Strauß auf die sehr gute Wirtschaftsförderung in Thüringen.

Nach dem Plan der Geschäftsführung soll allen 226 Berliner Beschäftigten mit unbefristetem Vertrag in Pößneck ein neuer Arbeitsplatz angeboten werden. In der kommenden Woche will die Unternehmensleitung mit Verhandlungen über einen Sozialplan beginnen. Der Betriebsrat will davon noch nichts wissen. Für ihn heißt es noch: Elsnerdruck muss bleiben.hx

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