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Berlin: Pointen gegen Aids

Der berühmteste Satiriker Südafrikas zu Gast in Berlin

Vielleicht in die Kantstraße, sagt er. Dahin, wo seine Mutter früher gelebt hat. Pieter-Dirk Uys steht im Konferenzraum des verwinkelten Jüdischen Museums in Kreuzberg und zeigt nach Westen. Was für ein Orientierungssinn.

Pieter-Dirk Uys, Satiriker und Superstar aus Südafrika, ist in Berlin, am Sonntag stellt er sein neues Programm vor, das die offizielle Aidspolitik seines Heimatlandes – die Gesundheitsministerin empfiehlt Infizierten, viel Gemüse zu essen – auseinander nimmt, es heißt „Foreign Aids“. Montag fliegt er weiter. Aber er will wiederkommen und ein paar Monate hier leben.

Mit ihm reist eine Dame an, deren spöttisches Maul in und um Kapstadt jeder kennt und mancher fürchtet. Sie heißt Evita Bezuidenhout. Mit aufwendig toupiertem Haar, atemberaubend gemusterten Kleidern und dreisten Frechheiten tourt sie seit Jahrzehnten durch Südafrika und um die Welt und bringt die Menschen zum Lachen über Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit. Einmal war sie auch zu Gast im Parlament, Nelson Mandela ließ sich mit ihr fotografieren. Zeitungen nennen Evita Bezuidenhout die berühmteste weiße Frau in Südafrika. Sie ist der verkleidete Uys.

Uys ist ein freundlicher Mann mit dem gütigen Gesicht eines Lehrers. Geboren wurde er 1945 in Südafrika, als Sohn eines Buren und einer Deutschen. Durch die Art seiner Witze, habe er es verstanden, Schwarze und Weiße gleichermaßen zu begeistern, loben Kritiker an ihm. Auch das Beleg für Orientierungssicherheit. Dass die Mutter jüdisch war und vor den Nazis aus Berlin fliehen musste, fand er erst vor wenigen Jahren heraus, nach ihrem Tod. Für den Blick auf sich selbst habe die neue Erkenntnis nicht viel bedeutet, sagt Uys. Aber er habe sich gefreut. Und es gerade denjenigen erzählt, von denen er wusste, dass sie Antisemiten sind. Nur, dass er mit seiner Mutter nicht mehr darüber sprechen konnte, tue ihm leid. Ein paar Monate in Berlin wären also eine Möglichkeit, der Mutter, die Musikerin war, nachzuspüren.

Und auch aus kabarettistischer Sicht ist das ehemals geteilte Deutschland für Uys interessant. So viele Parallelen. Hier die Mauer zwischen Ost und West, dort die Mauer zwischen Schwarz und Weiß. Hier eine Ostdeutsche als Kanzlerin, dort ein Schwarzer als Präsident, und alles in so kurzer Zeit.

Der Gedanke, das Ende des Apartheidregimes sei auch das Ende der politischen Witze, erwies sich schnell als falsch. In Uys’ Programm gibt es heute Witze über schwarze wie früher über weiße Politiker. Dass er die Weißen damals im Apartheidstaat verkleidet als Evita Beziudenhout verspottet habe, sei auch ein Schutz vor Verfolgung gewesen, sagt Uys. Mit seinem neuen Programm „Foreign Aids“ will er nun andere schützen, und zwar die Kinder. An Aufklärung über Aids mangele es in Südafrika, dem Land mit der höchsten Infektionsrate. Es gebe zwar Plakate, auf denen steht: Benutzt Kondome!, aber wie das geht, erkläre niemand. Also zieht jetzt Uys durch die Schulen, öffnet die Verpackungen und erklärt alles Weitere – auf die komische Art. Am genauesten hörten die Leute eben hin, sagt Uys, wenn sie sich dabei amüsieren.

Foreign Aids, Sonntag, 16 Uhr, Jüdischen Museum, Lindenstraße 9 - 14, Kreuzberg. 10 Euro, Reservierung: 25 993 507. Die Show findet in Englisch statt.

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