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Berlin: Politisches Parkett

Auf dem Bundespresseball wird Gerhard Schröder am Freitag wohl fehlen. Kommt dafür die Kanzlerin?

Nein, zugesagt hat Angela Merkel noch nicht. Aber Alfred Gertler, der Organisationschef des Bundespresseballs, ist sich ganz sicher: „Wenn sie käme, wäre sie die Königin der Abends.“ Von der Kanzlerin zur Königin, das passt ja auch zum diesjährigen Motto des Balls: „Goldene Träume“. Und dann ist auch noch das Timing so perfekt, als habe bei der Planung vor einem Jahr jemand in die Zukunft sehen können. Normalerweise findet der Ball nämlich etwas früher statt. Diesmal ist er für den 25. November angesetzt, also drei Tage nach der geplanten Neuwahl der Regierung. „Perfekter könnte es gar nicht sein“, freut sich Gertler. „Das wird dann ein richtiger Feierabend für die Politiker und die Journalisten nach den anstrengenden Wochen des Wahlkampfs und der Koalitionsverhandlungen.“ Mit Hellseherei hat die Terminwahl übrigens nichts zu tun: Man wollte den SPD-Parteitag abwarten, dessen Termin schon feststand. Außerdem passte der Freitag dem Bundespräsidenten am besten in seine Terminplanung, und der eröffnet schließlich den Ball.

Üblicherweise wird die Tischordnung zwei Wochen vor dem Ball ausgeknobelt, diesmal erst zwei Tage vorher. Einige Zusagen habe er allerdings auch schon aus dem neuen Kabinett, Michael Glos zum Beispiel, Peer Steinbrück oder Wolfgang Tiefensee, außerdem die Veteraninnen Ulla Schmidt und Brigitte Zypries. Auf Matthias Platzeck hoffe man noch. Kein Wiedersehen gibt es aller Wahrscheinlichkeit mit den alten Stars, mit Gerhard Schröder, Wolfgang Clement oder Joschka Fischer, dessen chronisch finstere Ball-Miene seit dem Regierungsumzug der Berliner Variante des Bundespreseballs immer einen speziellen Charme verliehen hat.

Dafür kommt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit wieder, der im letzten Jahr kurzfristig abgesagt hatte, weil er von der Boulevard-Presse heftig gescholten wurde wegen eines zu innigen Kusses mit der Entertainerin Desirée Nick bei der Aidsgala. Davon hat er sich inzwischen erholt. Bei der diesjährigen Aidsgala sagte er gut gelaunt, er habe nie vermutet, dass man als Mann solchen Ärger bekommen könne, wenn man eine Frau küsst. Das Motto „Goldene Träume“ sollte, als man es fand, auch Aufbruchstimmung signalisieren im Hinblick auf die Fußball-WM und die kommenden Wahlen. Die liegen nun schon hinter uns. Doch auch wenn am Freitag die große Entspannung einsetzt, wird die Politik den Smalltalk vermutlich prägen. Mehr als alle anderen Flirts werden die Anbändeleien der neuen Kabinettsmitglieder unter Beobachtung stehen. Sollte sich die designierte Königin des Abends durchringen zu erscheinen, hätte sie sogar ein Palastorchester im Hintergrund. Das nämlich kommt im Gefolge des Sängers Max Raabe mit ins Interconti.

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