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Berlin: Polizei entsetzt über brutale Fußball-Randale

Polizeipräsident: Grenze der Zumutung erreicht / Dynamo Dresden weist Vorwürfe zurück

Nach der schweren Randale von Fußball- Hooligans in Prenzlauer Berg haben Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch und Herthas Manager Dieter Hoeneß Konsequenzen gefordert. Für Polizisten, „die Woche für Woche ihren Kopf hinhalten müssen“, so der Polizeipräsident, sei „die Grenze des Zumutbaren überschritten“. Hoeneß sagte: „Wir dürfen in Gottes Namen nicht vor Chaoten kapitulieren. Wir müssen noch härter mit Stadionverboten arbeiten.“ Der zuständige Deutsche Fußball-Bund (DFB) erhält heute den Sicherheitsbericht aus Berlin und hat in dieser Woche ein Expertentreffen angekündigt.

Wie berichtet, hatten am Freitagabend im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Hunderte Hooligans von Dynamo Dresden Sitze aus der Verankerung gerissen und Polizisten attackiert. „Wir wurden regelrecht angegriffen“, sagte ein leitender Beamter. Die Polizei war mit 500 Einsatzkräften und Wasserwerfern im Einsatz – das sind mehr als bei jedem Bundesligaspiel. 38 Menschen wurden verletzt, darunter 23 Polizisten. Vier Beamte mussten mit Rippenprellungen, Gelenksverletzungen und Verdacht auf Knochenabsplitterungen in Krankenhäuser gebracht werden. Die Polizei nahm in der Nacht 22 Hooligans fest. Die anwesende Berliner Schlägerszene blieb ruhig. Doch schon nächsten Samstag befürchten Ermittler erneut Randale: Dann spielt der 1. FC Union in Dresden. Aus Berlin werden mehr als 2000 Fans erwartet.

Was Glietsch vor allem entsetzte, waren Vorwürfe aus Dresden, die Polizei sei unverhältnismäßig hart eingeschritten. „Ich habe schon eine Menge Unsinn erlebt, doch der Einsatz der Polizei in Berlin stellt alles bisher Gewesene in den Schatten“, hatte Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster gesagt. Glietsch warf ihm nun „Ignoranz und Arroganz“ vor, er würde Täter zu Opfern erklären.

Auch der zuständige Sicherheitsdienst wies die Darstellung aus Dresden zurück: „So eine Brutalität habe ich seit Jahren nicht erlebt“, sagte Sebastian Dupke, Einsatzleiter der Firma „B.E.S.T.“, die auch für Großkonzerte und die Fußball-WM zuständig war. Die Firma hatte 200 Ordner im Einsatz – viermal mehr als üblich.

Aus Sicherheitskreisen heißt es, dass die Dresdner Bierstände im Stadion zertrümmerten, um an Kupferrohre zu gelangen, um damit Polizei und Ordner anzugreifen. „Meine Männer sind nicht im Nahkampf ausgebildet, haben keinen Mundschutz und keine Waffen“, so Dupke.

Die Polizei hatte sich hinter der Dresdner Kurve versteckt positioniert, um die Schläger nicht zu provozieren. Bei der Randale ging sie aber massiv dazwischen – mit Schlagstöcken und Pfefferspray. „Die Verfolgung von Straftaten bleibt wie bei jeder Großveranstaltung unsere Aufgabe. Der private Sicherheitsdienst hat kein Gewaltmonopol“, sagte ein Polizeisprecher. Aus Sicherheitsgründen fand das Spiel im zweitgrößten Stadion Berlins statt.

Fast jedes Wochenende randalieren Dresdner und verursachen Großeinsätze der Polizei in den Bundesländern. Vor vier Jahren hatten Hunderte Dresdner in Berlin gewütet. „Dynamo ist Wiederholungstäter“, sagt Herthas Regionalliga-Spielleiter, Bernd Wusterhausen. Man müsse prüfen, ob Dresdner Fans überhaupt noch ins Stadion dürfen. „Wir müssen die Gesundheit der normalen Zuschauer schützen“, sagt Herthas Manager Hoeneß. Der DFB wird zudem prüfen, wie hoch die Strafen gegen Dynamo wegen antisemitischer Gesänge ausfallen.

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