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Berlin: Polizei geht bundesweit gegen Großfamilie vor Razzien in Wohnungen und Lokalen Beamte stellten Waffen und Heroin sicher

Mit einem Großeinsatz ist die Polizei bundesweit gegen 27 Angehörige einer mutmaßlich kriminellen kurdischen Großfamilie vorgegangen. Zeitgleich wurden am Wochenende in mehreren Bundesländern Dutzende Wohnungen, Bordelle und Lokale durchsucht.

Mit einem Großeinsatz ist die Polizei bundesweit gegen 27 Angehörige einer mutmaßlich kriminellen kurdischen Großfamilie vorgegangen. Zeitgleich wurden am Wochenende in mehreren Bundesländern Dutzende Wohnungen, Bordelle und Lokale durchsucht. Dabei wurden zahlreiche Waffen und harte Drogen sichergestellt, mehrere Personen wurden festgenommen. Der Einsatz wegen Verdachts auf organisierte Kriminalität wurde geleitet von der Berliner Spezialeinheit „Ident“, weil sich die Großfamilie A. in den 80er Jahren die Duldung in Deutschland erschlichen haben soll. Ihre Angehörigen sollen sich als Libanesen ausgegeben haben, denn in den Libanon kann nicht abgeschoben werden. Die „Ident“ wurde vor drei Jahren gegründet, um diesen Flüchtlingen ihre tatsächliche Herkunft – in der Regel die Türkei – nachzuweisen und sie dorthin abzuschieben.

Der jetzige Einsatz war der erste, der sich gezielt gegen eine Familie richtete. Ein 41Jähriger aus der Familie A. sitzt nun ebenso in Untersuchungshaft wie ein 40-Jähriger aus einer befreundeten Familie. In der Wohnung des 41-Jährigen wurden zahlreiche Waffen, darunter eine Pumpgun, zwei Pistolen, ein Schießkugelschreiber und 1000 Schuss scharfe Munition gefunden; Wurfsterne und Würgehölzer. In der Wohnung des 40-Jährigen fand die Polizei 120 Gramm Heroin. Bei den Razzien von Kneipen und Bordellen wurden 120 Personen kontrolliert und zwei 48- und 61-Jährige wegen Hehlerei und Rauschgifthandels festgenommen.

Die Polizei ermittelte seit Jahren gegen die Familie A., die sich vor allem in Berlin, Niedersachsen und Stuttgart niedergelassen hatte. Chefermittler Axel Bédé sagte gestern, dass die Familie A. in Deutschland nicht einmal den Namen gewechselt habe, anders als andere polizeibekannte kurdische Clans wie die Al-Z., M. oder Ch. Der Trick „Libanon“ war vor allem in den 80er Jahren bekannt, als Flüchtlinge über die DDR einreisen konnten. Kurz nach dem Wechsel nach West-Berlin warfen die meist aus dem türkischen Kurdistan stammenden Personen ihre Pässe weg und gaben an, dass sie aus dem Libanon kämen. Damit waren sie in Sicherheit, denn der Libanon weigert sich, Staatsangehörige wieder aufzunehmen. Eine Abschiebung ist nicht möglich. Die Kripo schätzt, dass sich etwa 2000 Personen so eine Duldung erschlichen haben.

Die Ident hat bereits 34 angebliche Libanesen abgeschoben. Dazu werden zum Beispiel türkische Geburtsregister durchforstet. Bis auf die Kinder waren die Abgeschobenen alle polizeibekannt, mehrere von ihnen hatten als Intensivtäter bis zu 80 Einträge in ihrer Akte. Von der Arbeit der Spezialisten profitiere auch der Steuerzahler, betont die Polizei, denn fast alle bezogen Sozialhilfe. Das Land kostet das im Jahr 12 Millionen Euro. Der jetzt verhaftete 41-Jährige A. kann nicht abgeschoben werden: Er hat wie die Hälfte seines 50-köpfigen Clans die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach gegenwärtiger Rechtslage kann diese ihm nicht wegen falscher Angaben zur Herkunft entzogen werden.

In Berlin gibt es etwa ein halbes Dutzend kurdische Clans, die immer wieder durch spektakuläre Straftaten auffallen. Schlagzeilen machte der „Präsident“, Mahmoud Al-Z., der im April mit Heitham M. festgenommen worden war. Die Familie M. war in den vergangenen Jahren wegen einer mit Schusswaffen ausgetragenen Familienfehde mit dem verfeindeten Clan C. in die Schlagzeilen gekommen, dabei hatte es zwei Tote gegeben. Im „Krieg“ zwischen dem Clan Al-Z. und der Sippe Ali K. war 2003 ein Beamter des SEK getötet worden.

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