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Seit Juli ist Tanja Knapp neue Leiterin der Berliner Polizeiakademie.

© Robert Schlesinger/dpa

Polizei in der Hauptstadt: Führungsfragen an die Chefin der Berliner Polizeiakademie

Seit Juli ist Tanja Knapp Chefin der Berliner Polizeischule. Doch die Schüler beklagen weiter Missstände. Am Montag soll sie sich im Innenausschuss erklären.

Tanja Knapp hat es gereicht. Kürzlich verbreitete die Polizei eine Erklärung der Leiterin der Polizeiakademie. Grund waren Medienberichte über die Zustände in der Einrichtung, die an diesem Montag auch das Abgeordnetenhaus beschäftigen. Der Tenor der Berichte, bebildert mit Fotos von Kapuzen tragenden Schülern, war: Seit den Erschütterungen vor einem Jahr um Disziplinlosigkeit von Polizeischülern, überforderte Lehrer, Reformchaos, Personalnot und Unterrichtsausfall ist es nicht besser geworden. Auch nicht, seit Knapp Anfang Juli ihren Dienst antrat. Die „B.Z.“ hatte zwei Schüler mit den Worten zitiert: „Unter der inkompetenten Führung herrscht totales Chaos.“

Knapp entgegnet, dieser Vorwurf treffe sie nicht nur persönlich. Lehrer und Auszubildende seien gekränkt. Die anonymen Berichte würden die Frage „nach dem Grund für die andauernde negative Berichterstattung“ aufwerfen. „Also, nehmen Sie bitte Ihre Kapuzen ab, setzen wir uns zusammen und sprechen miteinander“, erklärte Knapp.

Auch die Polizeischüler haben Knapps Erklärung registriert – und teils mit Kopfschütteln reagiert. Ihnen werde stets vermittelt, wer den Dienstweg nicht einhalte, zu laut Kritik äußere, der bekomme handfeste Probleme. Knapp habe die Akademie nicht im Griff, sie schwebe „wie ein Bundespräsident über den Dingen und macht vor allem eines: repräsentieren“, sagten Polizeischüler dem Tagesspiegel. Tatsächlich, so berichten Insider, scheint der Abgang des alten Führungsduos im Frühjahr nicht viel bewirkt zu haben. Die Führungsetage unter der Leitungsebene mache weiter wie bisher. Auch der SPD-Innenexperte Tom Schreiber spricht von Anzeichen, dass sich zu wenig bewegt hat.

Im Herbst 2017 eingestellte Polizeischüler berichten von anhaltendem Unterrichtsausfall. Im ersten Halbjahr hätten sie nur eine Stunde Deutschunterricht gehabt. Anderer Unterricht sei massiv ausgefallen, stattdessen sei „Selbststudium“ angeordnet worden. Oder Vertretungsstunden seien von Beamten gegeben worden, die jahrelang nichts mit dem Fach zu tun und keinerlei pädagogisches Handwerkszeug gehabt hätten. Einheitliche Definitionen nach dem Lehrbuch würden unterschiedlich vermittelt und in den Prüfungen nicht einheitlich bewertet. Schriftliche Tests gebe es kaum. Schließlich ist laut Schülern noch etwas weggefallen: Wer in zwei Fächern nicht die nötige Punktzahl erreichte, wurde gar nicht erst zu den Zwischenprüfungen zugelassen.

Das alles hatte Folgen bei den Zwischenprüfungen im September: 75 Prozent des Jahrgangs sind durchgefallen. Einige Schüler haben sich Anwälte genommen, sie fühlen sich ungleich behandelt. Im Ausbildungsleitfaden waren als Frist für die Nachprüfung sechs Monate angegeben, so war es bei früheren Jahrgängen üblich. Doch die Schüler des Jahrgangs Frühjahr 2017 bekamen nur sechs Wochen Zeit. Der Jahrgang Herbst 2017 soll drei Monate bekommen. Am Montag kann Tanja Knapp das alles erklären – im Innenausschuss.

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