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Update

25 Verletzte: Brandstifter zündeln in Prenzlauer Berg und Wedding

Am frühen Sonntagmorgen haben Unbekannte Feuer im Keller eines Mietshauses in Mitte gelegt. 25 Menschen wurden verletzt. Eine Stunde später brannte es in der Schönhauser Allee. Die Brände schüren Angst.

Die Angst der Berliner Mieter verlagert sich von Neukölln nach Norden. Vor allem in Wedding und Prenzlauer Berg zündeln derzeit Brandstifter vermehrt. Am Sonntag früh brach zunächst in der Brunnenstraße ein Feuer im Fahrradraum im Parterre eines siebengeschossigen Hauses aus – ein Unbekannter hatte dort gegen 6.20 Uhr Gerümpel angezündet. Ein Polizeibeamter, der auf dem Heimweg war, hatte den Rauch bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Der Qualm war so intensiv, dass das gesamte Haus geräumt werden musste, 14 Menschen mussten über die Drehleiter gerettet werden, insgesamt mussten 25 das Eckhaus zur Strelitzer Straße verlassen. Sie wurden zwei Stunden lang in einer Straßenbahn betreut, die wegen der Vollsperrung der Brunnenstraße ohnehin bis 8 Uhr früh nicht weiterfahren konnte.

In der Tram behandelten Sanitäter und Notärzte die Mieter. Zum Glück waren die Rauchvergiftungen nicht so schwerwiegend, niemand musste ins Krankenhaus. Im Normalfall hat die Feuerwehr mehrere große Busse, um Menschen zu betreuen. Verschärft wurde die Situation in dem Eckhaus, weil mehrere Mieter auf den Balkon geflüchtet waren, die Tür zu ihren Wohnungen aber offen gelassen hatten. So zog der extrem giftige Brandrauch auch von außen in die Wohnungen.

Eine Stunde später brannte es dann in der Schönhauser Allee – hier hatte ein Unbekannter zwei Kinderwagen im Hausflur angezündet. Mieter konnten die Flammen vor Eintreffen der Feuerwehr ersticken, eine Frau musste mit Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden.

In den beiden Nächten zuvor hatte es vier Mal in Prenzlauer Berg und Wedding gebrannt. In der Koloniestraße brannte der Fußbodenbelag im Hausflur. In der Belforter Straße hatten Unbekannte drei Kinderwagen angezündet, in der Kollwitzstraße und der Saarbrücker Straße je einen. Alle Brände verliefen glimpflich – aber sie schüren Angst.

Polizei und Feuerwehr mahnten am Sonntag erneut, Haus- und Kellertüren verschlossen zu halten und kein Gerümpel in Kellern und keine Kinderwagen in Hausfluren abzustellen. Denn bekanntlich suchen sich Brandstifter immer den leichtesten Weg: So gut wie nie werde eine Tür aufgebrochen, um ein Feuer zu legen. Zündler suchen eine offene Tür und etwas leicht entflammbares – Kinderwagen. Dies war auch bei den beiden schlimmsten Brandstiftungen der letzten Jahre so: In der Moabiter Ufnaustraße starben 2005 neun Menschen, im März dieses Jahres drei in der Neuköllner Sonnenallee. Trotz intensiver Ermittlungen der Sonderkommission und einer ausgesetzten Belohnung von 10 000 Euro ist der Täter der Sonnenallee nicht gefasst wurden.

Die Serie der Neuköllner Kinderwagen-Brandstiftungen ging nach einigen Wochen dann zu Ende – wieso ist unklar. Dagegen brennt es in Hellersdorf weiterhin regelmäßig, wenn auch seltener als 2010. In den letzten Tagen musste die Feuerwehr mehrfach dort brennende Container und Müllschlucker löschen. Unklar ist, ob es einen Zusammenhang mit der Brandserie vom Herbst letzten Jahres gibt, als nahezu jede Nacht in Treppenhäusern und Kellern gezündelt worden war. Auch hier war wegen der Serie eine Soko gebildet worden.

Zwei weitere Brandstiftungen meldete die Polizei am Sonntag, in beiden Fällen hatte es jedoch zuvor Streit zwischen Personen gegeben, der dann mit einem Feuerzeug fortgesetzt wurde. In der Weddinger Steegerstraße wurde eine Frau festgenommen, die Wohnung und Keller eines Mannes angezündet hatte. In der Emser Straße in Neukölln starb Sonntagfrüh ein Mieter in seiner Wohnung. Wie es zu dem Feuer kam ist unklar. Auch hier mussten 22 Menschen das Haus verlassen, 15 kamen mit Rauchvergiftungen in ein Krankenhaus.

Gut 20 Mal am Tag rückt die Feuerwehr in Berlin zu einem Brand aus, 2009 waren es 7610 Einsätze, 2010 dann 8114. Experten schätzen, dass jedes dritte Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Das Landeskriminalamt hatte in einer Langzeitstatistik der 80er und 90er Jahre festgestellt, dass Serientäter für 60 Prozent aller vorsätzlichen Brandstiftungen verantwortlich sind.

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