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Hassan Shahrour: Kuntar sei kein Terrorist, sondern ein "Märtyrer".

© Tagesspiegel/Memri TV

Al-Mustafa-Moschee in Neukölln: Prediger in Berlin feiert libanesischen Terroristen

Israel tötet einen libanesischen Terroristen - und in Berlin findet eine Gedenkveranstaltung statt, in der der Prediger den Toten als "Symbol", als "Führer und Märtyrer" verherrlicht.

Das Setting ist international: Im Hintergrund zwei palästinensische Flaggen, an der Seite eine deutsche und eine libanesische. Der Ort ist allerdings eine Halle in Treptow. Hier gedenken verschiedene Vereine - palästinensische, libanesische und andere arabische - dem libanesischen Terroristen Samir Kuntar, der bei einem vermutlich israelischen Luftschlag in Syrien Mitte Dezember getötet wurde. Zu sehen ist das ganze in einem Video, das das US-amerikanische Forschungsinstitut Memri auf seiner Website mit englischen Untertiteln veröffentlichte.

An das Rednerpult ist eine weitere palästinensische Flagge gepinnt und ein Poster, vermutlich mit einem Bild von Samir Kuntar. Und hinter dem Pult steht Sheikh Hassan Shahrour, schiitischer Geistlicher von der al-Mustafa-Moschee in Berlin-Neukölln. Er spricht auf Arabisch über den Getöteten. Dem Tagesspiegel bestätigt Shahrour die Echtheit des Videos.

Samir Kuntar, ein Terrorist? Das will Shahrour nicht gelten lassen: Vielmehr sei Kuntar ein "Symbol", ein "Führer und Märtyrer". "Meine Brüder, ich spüre einen etwas gedämpften Ton in Eurem Applaus und Gebeten. Wir sprechen hier über Samir Kuntar. Ihr solltet ihm viel Applaus geben!", sagt Shahrour.

Einem Kind den Schädel zertrümmert

Der Libanese Samir Kuntar war 1979, kurz nach der ersten israelischen Besatzung des Süd-Libanon, als damals 17-Jähriger mit einem Schlauchboot nach Israel eingedrungen, hatte zwei Polizisten getötet sowie einen 28-Jährigen und dessen vierjährige Tochter, der er mit einem Gewehrkolben den Schädel zertrümmert haben soll. Die Frau des 28-Jährigen versteckte sich mit ihrer zweijährigen Tochter, beim Versuch, sie stillzuhalten, erstickte sie das Kind versehentlich. In Israel wurde Kuntar zu einer vierfach lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. 2008 kam er jedoch zurück in den Libanon, im Zuge eines großen Austauschs zwischen Israel und der libanesischen, israelfeindlichen Miliz Hisbollah. Im Libanon wurde er bei seiner Rückkehr gefeiert und vom damaligen Präsidenten persönlich am Flughafen empfangen. Nach seiner Freilassung schloss er sich der Hisbollah an und gehörte bei seinem Tod zu deren Führungsriege.

Shahrour stellt das alles anders dar: Kuntar habe keine Zivilisten getötet - diese seien "durch das Kreuzfeuer mit dem israelischen Feind" gestorben. Nur "parteiische Medien" würden Kuntar als Terroristen bezeichnen und nicht über diejenigen sprechen, "die in Palästina Familien verbrennen" - die Rede ist von Israel. "Habt Ihr die Kinder in Gaza vergessen, die getötet wurden?", fragt Shahrour. "Diese (israelischen) Feiglinge sind die wahren Terroristen."

Der Staatsschutz prüft das Video

Eine Polizeisprecherin erklärte auf Anfrage, das Video sei dem LKA bekannt, der Staatsschutz prüfe, ob der Inhalt strafrechtlich relevant sei. Grundlage dafür müsse allerdings die Übersetzung des Videos durch einen vereidigten Dolmetscher sein, die noch ausstehe.

Hassan Shahrour sagte dem Tagesspiegel dazu: "Normalerweise gibt es Gerechtigkeit in Deutschland." Er halte seine Äußerungen für von der Meinungsfreiheit gedeckt.

"Herr Kuntar wurde umgebracht", sagt Shahrour, sei daher "ein Märtyrer" und verdiene es, gefeiert zu werden. Bei dem Anschlag auf Kuntar seien auch Kinder und Zivilisten gestorben, und "egal wer hat kein Recht, Unschuldige zu töten, egal wo" - das gelte im übrigen auch für die Hisbollah. Laut der damaligen dpa-Meldung starben bei dem israelischen Angriff in dem Damaszener Vorort Dscharamana neben Kuntar noch zwei seiner Helfer.

In der Vergangenheit hatte es in Berlin mehrmals strafrechtlich relevante Predigten in Berlin gegeben - so hatte sich vor einem Jahr ein Gast der al-Nur-Moschee in Neukölln frauenfeindlich geäußert, im Juli 2014 hatte in derselben Moschee ein dänischer Gastprediger gebetet, Allah möge die Juden töten.

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