zum Hauptinhalt
In Berlin wächst fast jedes dritte Kind bei einem alleinerziehenden Elternteil auf (Symbolfoto).

© Gregor Fischer/dpa

Alleinerziehende in Berlin: Hauptstadt der Einzeleltern

In keinem anderen Bundesland gibt es durchschnittlich so viele Alleinerziehende wie in der Bundeshauptstadt. Wie geht Berlin mit den Single-Müttern und -Vätern um?

Für Alleinerziehende scheint in Berlin niemand so richtig zuständig, dabei gibt es hier viel mehr davon als im Bundesdurchschnitt. Fast jede dritte Familie mit Kindern unter 18 Jahren lebt in Berlin mit nur einem Elternteil. Und wie im Bundesdurchschnitt sind auch in Berlin die weitaus meisten Alleinerziehenden Frauen; sie stellen fast 90000 der knapp 100000 Berliner Alleinerziehenden.

Die meisten haben Geldprobleme, oft sogar, obwohl sie einen Job haben. Mehr als zwei Drittel von ihnen arbeiten, doch die Hälfte aller Alleinerziehenden bezieht außerdem Leistungen nach Sozialgesetzbuch II, also Hartz IV. Alleinerziehende sind verstärkt vom Armutsrisiko betroffen, besonders jene mit geringer Bildung und mangelnden Abschlüssen. Umso wichtiger wäre, dass wenigstens Kindesunterhalt reinkommt. Und, falls das unterhaltspflichtige Elternteil nicht zahlt, ersatzweise der Unterhaltsvorschuss vom Staat. Doch die Bearbeitung der Anträge dauert Monate, erst recht seit sich die Rechtslage geändert hat und auch ältere Kinder Ansprüche haben.

Der Senat hat sich in einem Papier von 2015 vorgenommen, Alleinerziehende besser zu unterstützen. Einige Vorteile haben Berliner Eltern im Vergleich: Der Kitaplatzmangel ist nicht so schlimm wie andernorts, und die Kita kostet jetzt nichts mehr. Davon profitieren Familien generell, auch solche mit nur einem Elternteil.

Auf der Homepage der Senatsverwaltung finden sich nur wenige Informationen

Sehr weit ist man trotzdem nicht. Bisher haben nur zwei Bezirke Anlaufstellen für Alleinerziehende, nämlich Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf, weitere sollen dazukommen. Dort bekämen Alleinerziehende „aus einer Hand Hilfe für all ihre Probleme“, teilte der Senat am Donnerstag mit, und zwar die Senatsverwaltung für „Gesundheit, Pflege und Gleichstellung“, denn sie ist zuständig und, nicht „Bildung, Jugend und Familie“. Welche Hilfen konkret angeboten werden, ist unklar. Auf der Seite der Anlaufstelle von Marzahn-Hellersdorf gibt es unter dem Punkt „Angebote für Alleinerziehende“ keinen Eintrag.

Auch auf der Homepage der zuständigen Senatsverwaltung finden sich nur wenige und noch dazu veraltete Informationen. Das Papier von 2015 ist dort nicht erwähnt und erst recht nicht verlinkt; die aktuellste genannte Jahreszahl ist 2013. Für Alleinerziehende will niemand zuständig sein, so der Eindruck.

Es handele sich eben um ein „Querschnittsthema“, heißt es dazu vom Senat, die Alleinerziehenden würden bei allen Aktivitäten immer „mitgedacht“. Das Thema ziehe sich durch alle Bereiche der Familien- und Jugendpolitik: „Flexible Kinderbetreuung, der Ausbau von Familienzentren, mehr Mittel für die Familienerholung, Ferienangebote für Kinder, gebührenfreie Kita und so weiter – mit dieser Politik werden ja gerade auch Alleinerziehende entlastet“, heißt es aus der Bildungsverwaltung. Dort ist die „Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut“ angesiedelt, die einen Schwerpunkt auf Alleinerziehende legt. Bisher schreibt sie jedoch bloß einen Bericht, der frühestens 2019 fertig ist.

Fatina Keilani

Zur Startseite