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Am Tag der Einheit: Erhöhte Wachsamkeit wegen Terror-Drohungen

Die Polizei hat das Einheitsfest nach Terror-Drohungen mit massiven Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Das hängt mit den islamistischen Videos zusammen, die vor den Bundestagswahlen veröffentlicht wurden.

Quer gestellte Mannschaftswagen sind das Erste, was Besucher von der Festmeile sehen. Alle Zugänge zur Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule hat die Polizei mit „Wannen“ abgeriegelt, zu Fuß geht es nur durch enge Gitter-Schleusen zum Einheitsfest. Aus Angst vor Terrorangriffen hat die Polizei ihre Präsenz deutlich verstärkt. Fünf Hundertschaften wurden aufgeboten, um Taschen und Gepäck der Besucher zu kontrollieren.

Wie berichtet, waren kurz vor den Bundestagswahlen mehrere Drohvideos islamistischer Terrorgruppen im Internet veröffentlicht worden. In einer Aufnahme, in der sich ein deutschsprachiger Taliban-Kämpfer aus Afghanistan zu Wort meldete, wird unter anderem ein Bild des Brandenburger Tors eingeblendet. Dennoch gehen die deutschen Sicherheitsbehörden nicht von einer „konkreten“ Anschlagsgefahr für Berlin aus. Die Sprachregelung lautet „erhöhte abstrakte Gefahrenlage“ und eben nicht „konkret“. Für diesen Fall wären weit mehr Absperrungen erforderlich, hieß es. So würde dann der Tiergartentunnel für den Autoverkehr gesperrt und die Schifffahrt durchs Regierungviertel eingestellt. Alle Maßnahmen seien „rein präventiver Natur“, versicherte Polizeipräsident Dieter Glietsch. Dennoch hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) in dieser Woche die Bevölkerung zu „verstärkter Wachsamkeit“ aufgerufen. Das Einheitsfest steht gleich aus zwei Gründen im Fokus der Sicherheitsbehörden: Zum einen hat das Fest ein hohe Symbolkraft, und es nehmen sehr viele Menschen teil. Zum zweiten findet das Fest ausgerechnet am Brandenburger Tor statt – die Taliban haben es nicht zufällig eingeblendet. Die Gefahr sei, dass nach dieser „Werbung“ in den Terrorvideos Einzeltäter zu Anschlägen animiert werden könnten. Wie bei der Fanmeile zur Fußball-Weltmeisterschaft wurde das Festgelände weiträumig eingezäunt, im Tiergarten waren an strategischen Punkten Hundeführer der Polizei postiert, falls jemand über den Zaun klettern sollte.

Zu Wochenbeginn hatte der Polizeipräsident mitgeteilt, dass wegen der neuen Gefahrenlage verstärkt im öffentlichen Personen- und Nahverkehr patrouilliert wird. „Verhaltensauffällige Personen sowie von ihnen mitgeführtes Gepäck werden kontrolliert“, sagte Glietsch. Fahrgäste wurden aufgerufen, auf herrenloses Gepäck zu achten. Eine solche Meldung führte am Freitag zu einer teilweisen Sperrung des Hauptbahnhofs. In einem Geschäft war ein Hartschalenkoffer entdeckt worden. Er wurde von Sprengstoffspezialisten mit Spezialgerät zerstört. Der Inhalt war harmlos, offensichtlich hatte ein tschechischer Tourist den Koffer vergessen, zwei Gleise wurden sicherheitshalber gesperrt. Gestern Nachmittag fuhren die Entschärfer des Landeskriminalamtes dann vor dem Adlon vor – um das Hotel auf versteckte Bomben zu kontrollieren. Am Samstagabend sollten sich dort die Preisträger des Quadriga-Wettbewerbes treffen, darunter der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow.

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