zum Hauptinhalt
In Kreuzberg verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf ein Polizeiauto - während es auf dem Parkplatz der Wache stand.

© Melanie Berger

Berlin-Kreuzberg: Brandanschlag auf Polizeiauto - im Hof der Wache

Das Auto stand auf dem Parkplatz der Wache in der Friedrichstraße. Videoüberwachung gibt es hier keine, kritisiert die Gewerkschaft der Polizei.

Die Berliner Polizei soll für Ordnung in der Stadt sorgen. Teilweise schafft sie es aber nicht, ihre eigenen Dienststellen zu sichern. Unbekannte zündeten Mittwochfrüh einen Dienstwagen auf dem Parkplatz einer Polizeiwache in Kreuzberg an. Ein Passant bemerkte die Flammen gegen vier Uhr in der Friedrichstraße und informierte die Beamten auf der Wache des Abschnitts 53, die davon zuvor wohl gar nichts mitbekommen hatten.

"Die Kollegen von diesem Abschnitt machen die Behörde schon seit 15 Jahren auf die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen aufmerksam", sagt Benjamin Jendro, Pressesprecher Gewerkschaft der Polizei Berlin (GdP). Es sei nicht die einzige Dienststelle, bei der Verbesserungen nötig wären, erklärt er.

Die Ordnungshüter haben laut Jendro öfter Probleme mit der eigenen Sicherheit. Das liegt an mangelnder Ausstattung der Polizeiwachen mit entsprechender Technologie.

Sicherheitsmängel auf der Wache

Auf der betroffenen Wache in Kreuzberg gibt es keine Videoüberwachung auf dem Gelände und jeder kann das Gebäude unkontrolliert betreten. Die Türe ist offen, man muss nicht erst anklingeln. Auch der Zaun stellt kein großes Hindernis dar. Er ist etwa drei Meter hoch und schließt mit Stacheldraht ab. Der ist allerdings an den meisten Stellen stark überwachsen.

Polizeistellen kann man besser sichern, erklärt Jendro, indem ein Übersteigschutz am Zaun rund um das Gelände angebracht wird und es Videoüberwachung und sogenannte Transponder gibt. Will jemand rein, muss die Person anklingen und die Beamten in der Wache können dann via Video sehen, wer vor der Tür steht - "aber das kostet ja alles Geld", seufzt der Pressesprecher und warnt, dass es hätte weit schlimmer kommen können, auf der Wache in Kreuzberg.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat im letzten Jahr stark zugenommen, erklärt Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPoIG). Im Jahr 2015 stieg die Zahl der Angriffe auf Polizeibeamte laut Polizeilicher Kriminalstatistik auf über 60.000, im Jahr zuvor waren es noch knapp 56.000.

Die Innenministerkonferenz, die zurzeit im Saarland stattfindet, könnte härtere Strafen für Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte beschließen - ein entsprechender Vorschlag wird laut Polizeigewerkschaft eingereicht. Demnach soll es für Täter eine Haftstrafe von mindestens sechs Monaten geben.

Sanierungsstau auch bei der Polizei

Sicherheit vor Angriffen ist aber nicht das einzige Problem. Neben den Schulen gibt es auch bei der Polizei einen Sanierungsstau. "Wie Polizisten in Berlin untergebracht sind, ist wirklich eine Frechheit", Benjamin Jendro erzählt von Blei in Rohren, kaputten Türen, defekten Heizungen und braunem Duschwasser. Wie der Tagesspiegel berichtete, gab es auch an den Schießständen der Polizei Probleme.

Nach dem Brandanschlag am Mittwoch ermittelt jetzt der Polizeiliche Staatsschutz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false